"Es sind ja schon mehr Ausländer da als Unsrige. I hab prinzipiell gegen die Ausländer was." Alltag in Wien-Leopoldstadt. Ein Alltag vor drei Jahrzehnten, im Sparverein Punschkrapferl.

Kurt Waldheim, der in der Wehrmacht als Offizier "nur meine Pflicht erfüllt" hat, ist nach einer "Jetzt erst recht"-Kampagne der ÖVP Präsident. 50 Jahre liegt der sogenannte "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich zurück. Keiner, der damals, 1938, nicht gejubelt hat, erinnert man sich am Grazer Beamtenstammtisch.

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Elizabeth T. Spira dreht 1988 die Alltagsgeschichte "Am Stammtisch – Ein Heimatfilm". Sie wirft einen tiefen Blick ins Land. Nach Bad Radkersburg, "immer ein Bollwerk für das Deutschtum", betont man am Stammtisch. Und gegen andere: Schon im Mittelalter wurden Juden vertrieben, erinnert der Vizebürgermeister: "Der Jude ist von der Christenheit dazu ausersehen, nur verfolgt zu werden. Und wenn er nicht verfolgt wird, setzt er einen Anlass, um verfolgt zu werden."

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Nach Voitsberg, zum Kameradschaftsbund der "Krieger", die sich "fast nimmer trauen, Auszeichnungen zu tragen, weil man nicht weiß, ob man als Kriegsverbrecher tituliert wird". "Die sollen a Ruah geben, die in der ganzen Welt ums Geld raufen, das ist der Jud. Der bis heute nur schaut, dass er Unfrieden stiftet." Der ORF traute sich drei Jahrzehnte, bis Sonntagnacht, nicht, diesen Alltag zu zeigen, der nicht Geschichte werden will.

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Nur Frisuren, dicke Rauchschwaden in Wirtshäusern, grobe Bilder verorten diesen Alltag in den 1980ern. Und die Bahnhöfe hießen anders. "De Ausländer, de was zu uns einakumman, de kriagn an Fahrschein fürn D-Wagen, Südbahnhof, ab in de Heimat!" (Harald Fidler, 29.8.2016)

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Sendung zum Nachsehen in der ORF-TVThek

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