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Seit 2013 ist Franco Roberti der Chef der Antimafiabehörde in Italien.

Foto: REUTERS/Tony Gentile

Der Omertà, der Schweigepflicht der Mitglieder der Mafia, die im Ehrenkodex der organisierten Verbrecher verankert ist, fühlt sich offenbar auch Italiens oberster Mafiajäger Franco Roberti verpflichtet. Zumindest wenn es um das Privatleben des 69-jährigen Chefs der italienischen Antimafiabehörde geht. Kein Wunder, immerhin geht er seit 1993 in unterschiedlichen Positionen gegen sie vor. 2011 wurde bekannt, dass der Casalesi-Clan seine Exekution geplant hatte.

Roberti, der am 16. November 1947 in Neapel geboren wurde, schweigt allerdings nicht, wenn es um die kriminellen Machenschaften der Clans geht. "Die Camorra wächst durch die Verschwiegenheit", sagte er Ende 2008 zur BBC anlässlich der Veröffentlichung von Roberto Savianos Buch "Gomorrha". "Seit Saviano kann niemand mehr in der Welt sagen, dass er nicht weiß, wer die Camorra ist. Das ist sehr wichtig für den Staat, weil das die Maske lüftet, und indem die Camorra erkennbar wird, wird sie verletzbarer", sagte Roberti.

Die Macht der Mafia

So wird er nicht müde, die Verstrickungen der Mafiosi in Bauskandale, Geldwäsche, die Müllkrise von Neapel und auch internationalen Terrorismus aufzuzeigen. Erst im April dieses Jahres forderte Roberti eine Dekriminalisierung von Cannabis im Kampf gegen den "Islamischen Staat" und die Mafia, um ihnen die Finanzierung abzugraben und mehr Polizeikräfte für den Kampf gegen härtere Drogen freizuspielen.

Auch jetzt erinnert Roberti, dessen Büro in Rom früher als Gefängnis des Vatikans gedient hat, an die Macht der Mafia. Nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien am vergangenen Mittwoch warnte er vor den potenziellen Verstrickungen der Clans.

Bereits bei dem Erdbeben in Irpinia bei Neapel im Jahr 1980 gab es Anzeichen dafür, dass die Camorra schuld an der schlampigen Bauweise war, die zu den mehr als 2400 Todesopfern beigetragen hatte. 2009 in L'Aquila soll sich die 'Ndrangheta am Wiederaufbau bereichert haben.

Nur einmal verweigerte der Jurist die Aussage in Bezug auf die Mafia: als der Pate der sizilianischen Mafia, Salvatore "Totò" Riina, 2014 vom Gefängnis aus einen Anschlag auf den Antimafiapriester Don Luigi Ciotti billigte. Führende Politiker äußerten öffentlich ihren Unmut, doch Roberti wirkte zum ersten Mal genervt, dass man ihn nur mit der Mafia verbindet: "Schluss mit den Kommentaren, ich will das nicht, und ich habe es satt, den Resonanzkörper von Totò Riina zu spielen." (Bianca Blei, 29.8.2016)