Alle Jahre wieder wird in den Höfen des Alten AKH Wien für die Krebsforschung gelaufen.

Foto: MedUni Wien/Russmann

Wien (APA) – Mit einem sportlichen Bewerb, bei dem es nicht direkt um Sekunden, trotzdem aber um Höchstleistungen geht, wird am 8. Oktober in Wien wieder Geld für die Forschung an der MedUni lukriert. Im Alten AKH findet mittlerweile zum zehnten Mal der Krebsforschungslauf statt, bei dem im vergangenen Jahr 134.000 Euro zusammengekommen sind.

"Die Situation der Forschungsförderung in Österreich ist äußerst bescheiden", sagte Christoph Zielinkski, Leiter des Comprehensive Cancer Centers von MedUni und AKH, bei einer Pressekonferenz. Dabei können die Wiener Krebsforscher mit internationalen Spitzeneinrichtungen Schritt halten, betonte MedUni-Rektor Markus Müller: "Ich rede hier von Institutionen wie Harvard und Stanford."

"Fundraising spielt neben der Basisfinanzierung von Forschungseinrichtungen und kompetitiven Drittmitteln eine zunehmend bedeutende Rolle bei der Finanzierung von Forschungsprojekten", so Müller weiter. Elf Prozent des BIP würden für Gesundheit aufgewendet, erläuterte der MedUni-Rektor, aber nicht einmal drei Prozent für Forschung, wovon der Großteil der firmenorientierten Forschung gewidmet sei.

Fortschritte in der Krebstherapie

Die Einnahmen aus dem Charity-Lauf gehen eins zu eins in die Forschung, konkret in die Präzisionsmedizin. Dabei geht es darum, Krebspatienten auf ihre Tumore abgestimmte Medikamente zu verabreichen und nicht wie einst mit den sprichwörtlichen Kanonen auf Spatzen zu schießen.

"In den vergangenen Jahren hat es geradezu eine Explosion an Wissen gegeben", sagte Zielinski. Die Zahl der Krebsneuerkrankungen ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen und liegt derzeit bei 39.000 Betroffenen pro Jahr. Zugleich ist die Sterblichkeit zurückgegangen – zwischen 1995 und 2000 um jährlich 0,8 Prozent, seither um 1,8 Prozent pro Jahr. Das sind 20.000 Menschen. In den vergangenen zehn Jahren wurden in Europa 73 Krebsmedikamente zugelassen, allein 2015 waren es 15. Zwei Drittel von ihnen zielen auf molekulare Mechanismen bestimmter Arten von Krebszellen.

1,2 Milliarden Jahresbudget

Diese Fortschritte haben ihren Preis: 4.500 bis 5.000 Euro kostet nach Angaben Zielinskis eine Infusion im Rahmen der derzeit teuersten Krebstherapie, bei der zwei Infusionen pro Monat erforderlich sind. Dass Patienten solche kostenintensiven Behandlungen für sie gratis zur Verfügung stehen, ist in Österreich selbstverständlich, nicht unbedingt aber in anderen Ländern.

Respekt zollte Zielinski Rektor Müller für dessen Bemühungen, Mittel zu lukrieren – nicht allein für die Krebsforschung. "Er hat ja nicht nur ein Kind, sondern 27, denn so viele Kliniken gibt es. Selbst dem deppertsten Kind muss ein Vater sagen. 'Ja, ja, wird schon.' Und jedes Kind will einen Porsche." 1,2 Milliarden Euro betrage das Jahresbudget des AKH, sagte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) zur Veranschaulichung der Dimensionen des AKH. Bis 2030 sind Investitionen von 2,2 Milliarden Euro geplant. (APA, 30.8.2016)