Weltweit sind mittlerweile mehr Menschen über- als untergewichtig. Erhöhter Körperfettanteil begünstigt die Entstehung von mehreren Krebsarten, wie nun eine Meta-Studie gezeigt hat.

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Regensburg – Moderne westliche Gesellschaften haben ein schwerwiegendes Problem: Sie werden immer dicker. So sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts fast zwei Drittel der Männer und über die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig. Dem Ernährungsbericht des österreichischen Gesundheitsministeriums zufolge fallen hierzulande auch 40 Prozent der Erwachsenen in diese Kategorie, 52 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen.

Neben Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck begünstigt starkes Übergewicht auch die Entwicklung mehrere Krebserkrankungen, wie Forscher des Instituts für Epidemiologie und Präventivmedizin am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) betonen. Konkret untersuchten die Wissenschafter, welche Rolle Übergewicht bei der Entwicklung unterschiedlicher Krebserkrankungen spielt.

In einer Meta-Studie wurden über 1.000 epidemiologische Studien und Publikationen verglichen und analysiert. Neben den bereits bekannten Zusammenhängen zwischen einem erhöhten BMI und dem gesteigerten Risiko für Dickdarmkrebs, Speiseröhrenkrebs, Nierenkrebs, Brustkrebs und Gebärmutterkörperkrebs, konnten acht weitere Krebsarten identifiziert werden: Magenkrebs, Leberkrebs, Gallenblasenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Eierstockkrebs, Schilddrüsenkrebs, Tumoren der Hinhaut und B-Zell-Lymphome, eine spezielle Krebsform des Lymphsystems.

Was Krebs fördert

"Die Ergebnisse der Meta-Analyse zeigen, dass das Einhalten des Normalgewichts bzw. eines normalen Körperfettanteils eine wichtige Maßnahme zur Krebsprävention ist. Zwar konnten wir keinen Zusammenhang für alle Krebsarten feststellen, aber bereits für dreizehn Typen gibt es nun gesicherte Belege", fasst Michael Leitzmann vom UKR die Ergebnisse zusammen.

Zudem entdeckten die Wissenschaftler in den Daten weitere Zusammenhänge. So zeigte die Untersuchung, dass es keine signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Krebsrisiko und dem Übergewicht von Männern und Frauen gibt. Allerdings haben Menschen, die bereits als Kind oder Jugendliche übergewichtig oder adipös waren, ein höheres Risiko, im Erwachsenenalter an Krebs zu erkranken. Ein weiteres Ergebnis: Auch die Rezidivrate steigt mit zunehmenden Körperfettanteil.

Zusätzlich identifizierte die Forschergruppe, welche zellulären und molekularen Mechanismen, die sich bei der Entstehung einer Krebserkrankung verändern, ursächlich mit Übergewicht und Adipositas in Verbindung stehen. Fettleibigkeit ist mit erheblichen hormonell und stoffwechselbedingten Auffälligkeiten verbunden. Einige davon – wie der Stoffwechselprozess bei Geschlechtshormonen oder auch Entzündungserscheinungen – scheinen eine große Rolle im Zusammenspiel zwischen Fettleibigkeit und Krebs zu spielen. Eher geringen Einfluss haben hingegen Insulin und die Insulinproduktion. (red, 30.8.2016)