Wien/Gumpoldskirchen – Das tschechische Bieterkonsortium um die Milliardäre Karel Komarek und Jiri Smejc (Sazka Group) hält an seinen Plänen fest, bei den Casinos Austria das Ruder übernehmen zu wollen – gemeinsam mit dem niederösterreichischen Konzern Novomatic. Sprechen wollen die Tschechen auch mit der Staatsholding ÖBIB, die ein Drittel an den Casinos hält.
Am gestrigen Dienstag war bekanntgeworden, dass das Kartellgericht Novomatic den geplanten Einstieg bei den Casinos Austria wegen zu großer wettbewerbsrechtlicher Bedenken untersagt hat. Die Niederösterreicher können dagegen noch Rekurs beim Obersten Gerichtshof (OGH) einlegen, was sie Insidern zufolge auch tun werden.
Bei dem Verfahren ging es um die geplante Übernahme von gut 40 Prozent der Casinos-Anteile durch Novomatic. Der Glücksspielkonzern des Milliardärs Johann Graf hatte mehreren Alteigentümern, der MTB Privatstiftung, Leipnik-Lundenburger Invest (LLI) sowie UNIQA, Anteile abgekauft, musste das ganze aber bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) anmelden. Dieses Vorhaben wurde vom Kartellgericht gestoppt.
Zusätzliche Einkäufe
Zusätzlich hatte sich Novomatic bereits zu 24 Prozent bei den Lotterien, der Cashcow des Casinos-Austria-Konzerns, eingekauft. Hier gab es keine kartellrechtlichen Probleme, denn die heikle Schwelle liegt bei 25 Prozent.
Den Tschechen wiederum gehören – rechtskräftig – mehr als 11 Prozent der Casinos Austria.
Das Bieterkonsortium aus dem Nachbarland und Novomatic hatten monatelang um die Vorherrschaft bei den Casinos Austria gestritten, einigten sich dann aber im Februar auf eine gemeinsame Vorgehensweise. Der Plan: Die Anteile Novomatics und der Tschechen, zusammen sohin rund 51 Prozent, sollten in ein Joint Venture eingebracht werden, das man gleichberechtigt leiten wollte.
Dieses Vorhaben wäre, sollte die Entscheidung des Kartellgerichts rechtskräftig werden, hinfällig.
Das hieße aber noch nicht "rien ne va plus" für Novomatic-Gründer Graf, meinen Insider. Der Novomatic-Gründer könnte sich zum Beispiel mit einem geringeren Anteil als 40 Prozent zufriedengeben, dafür könnten die Tschechen mehr zukaufen. Das wäre wettbewerbstechnisch wohl einfacher.
"Zu früh"
Am Mittwoch deutete die Sazka Group an, dass es in diese Richtung gehen könnte. "Es ist zu früh zu sagen, wie sich die Entscheidung des Kartellgerichts tatsächlich auswirken wird. Wir sind jedenfalls bereit, weitere Aktien der Casag (Casinos Austria AG) und der Österreichischen Lotterien zu erwerben", teilte Sazka-Investmentdirektor Stephan Dlouhy mit.
Bereits in der Vergangenheit habe man die Freigabe der BWB zum Erwerb von Casag-Anteilen bekommen, "und es bestehen auch keine kartellrechtlichen Probleme auf unserer Seite, die uns an der Erlangung einer Freigabe für weitere Zukäufe hindern würden."
"Gemeinsam mit ÖBIB, Novomatic und sämtlichen relevanten Interessensgruppen" werde sich die Sazka Group bemühen, "eine Lösung zu finden, die vorteilhaft für Casag und die Republik Österreich ist. Wir sind unverändert fest entschlossen, dieses Ziel im Rahmen der rechtlichen Vorgaben zu erreichen", so Dlouhy.
Was die Republik nun mit ihrem Drittel-Anteil an den Casinos macht, ist offen. ÖBIB-Chefin Martha Oberndorfer hatte sich in der Vergangenheit positiv über die Wertsteigerung der Glücksspielaktien infolge des Bieterkampfs zwischen Novomatic und den Tschechen geäußert und betont, die Republik könnte mit Gewinn verkaufen, wenn sie wollte.
Am Mittwoch war von der ÖBIB vorerst keine Stellungnahme zu erhalten. Und im dafür ebenfalls zuständigen Finanzministerium verwies man auf die Staatsholding.
Bewertet mit 500 Millionen Euro
Novomatic bewertet den Casinos-Austria-Konzern mit rund 500 Mio. Euro. Zuvor hatte auch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) um das gesamte Unternehmen gepokert. Er bot 350 Mio. Euro, das war den Eigentümern aber zu wenig.
Offen ist auch, was mit den unterschriebenen, aber eben nicht rechtskräftigen Kaufverträgen der Novomatic mit den bisherigen Casinos-Eigentümern UNIQA, LLI und MTB Privatstiftung passiert – ob diese etwa rückabgewickelt werden könnten.
Von der Versicherung UNIQA gab es dazu am Mittwoch auf APA-Anfrage keinen Kommentar.
Der Mühlenkonzern LLI (ebenfalls Raiffeisen) indes will seine Casinos-Anteile loswerden. Man werde "an bestehenden Vereinbarungen festhalten und erst nach einer letztinstanzlichen Entscheidung die Lage allenfalls neu bewerten", teilte das Unternehmen der APA auf Anfrage mit. Dem Vernehmen nach werde Novomatic in Berufung gehen, somit sei noch keine rechtskräftige Entscheidung getroffen. Nachsatz: "Die grundsätzliche Entscheidung zu einem Verkauf der Casino Anteile – unabhängig vom Ausgang des Verfahrens – ist jedenfalls getroffen." Die LLI ist mit durchgerechnet 11,3 Prozent an der Casinos Austria AG beteiligt.
Novomatic hat vier Wochen Zeit, um Rechtsmittel gegen den Beschluss des Kartellgerichts, der mit 26. August datiert ist, einzulegen. (APA, 31.8.2016)