Mitarbeiter der Grabung zeigen, wie der Kanal einst verlaufen ist. Entlang der Baumreihe im Hintergrund fließt die Rezat.

Foto: Lukas Werther/FSU

Relikt eines ehrgeizigen Projekts: Diese Flechtwerkmatte aus Ästen dürfte der Stabilisierung des Untergrunds gedient haben.

Foto: Lukas Werther/FSU

Jena – Im Jahr 793 befahl Frankenkönig Karl der Große den Spatenstich für ein gewaltiges Infrastrukturprojekt: Die später auch Karlsgraben genannte Fossa Carolina sollte einen durchgehenden Schifffahrtsweg zwischen Rhein und Donau schaffen. Wie erfolgreich dieses Projekt war und wie lange beziehungsweise ob überhaupt der drei Kilometer lange Kanal tatsächlich genutzt wurde, ist unter Historikern umstritten. Von neuen Erkenntnissen berichtet nun die Universität Jena.

Erst 2013 konnte der in Mittelfranken in Bayern gelegene Karlsgraben durch eine Ausgrabung und die dendrochronologische Untersuchung der Bauhölzer auf das Jahr 793 datiert werden. Bislang war noch immer nicht zweifelsfrei geklärt, ob der Karlsgraben jemals fertiggestellt wurde oder ob das Kanalbauprojekt unvollendet blieb. Es fehlte nicht nur der Nachweis für die mögliche Schiffbarkeit des Kanals, sondern auch der Nachweis für den Anschluss des Kanals an das Flüsschen Rezat. Bis vor wenigen Jahren war insbesondere der nördlichste Teil des Bauwerkes der Forschung noch völlig unbekannt.

Neue Erkenntnisse

Nun liefern aktuelle Ausgrabungen einer Forschergruppe der Universitäten Jena, Leipzig und Kiel, des Leibniz-Institutes für Photonische Technologien Jena sowie des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege neue Ergebnisse: Demnach ist der Kanal bis unmittelbar an den Bachlauf der Rezat ausgeschachtet und teilweise auch dort mit aufwendigen Holzeinbauten stabilisiert worden.

Ein internationales Grabungsteam unter Leitung von Lukas Werther von der Uni Jena dokumentierte bei der Grabung zahlreiche Bauhölzer, darunter mächtige Eichenbohlen und Flechtwerkmatten zur Stabilisierung der Kanalböschungen. Die Archäologen sicherten auch Abfälle von der Bearbeitung der Hölzer vor Ort. Dank des hohen Grundwasserstandes und der Überdeckung mit Sedimenten unmittelbar nach dem Bau sind die mittelalterlichen Holzkonstruktionen konserviert und in außergewöhnlich gutem Zustand erhalten geblieben.

Vermutlich unvollständig geblieben

Während in einem Grabungsschnitt eine fünf Meter breite und teilweise aufwendig mit Holz befestigte Fahrrinne zu Tage trat, wies die Rinne im zweiten Grabungsschnitt unmittelbar an der Rezat nur etwa die halbe Breite auf. Dieser Abschnitt war zudem lediglich rudimentär befestigt. Möglicherweise markiert dieser Konstruktionswechsel das Nordende der im frühen Mittelalter fertig ausgebauten Fahrrinne, so die Forscher.

Werther resümiert die Auswertung der Funde so: "Es spricht vieles dagegen, dass der Karlsgraben jemals komplett funktionstüchtig war. Sehr wahrscheinlich wurden nur einzelne Segmente abgeschlossen, so wie es alte Quellen auch beschreiben." Eine endgültige Antwort hoffen die Forscher bis 2018 gefunden zu haben. (red, 31. 8. 2016)