Der Kreuzwels Neoarius graeffei lebt offenbar zumindest phasenweise von Mäusen. Forscher vermuten, dass Regenfälle die Nager in die Flüsse spülen.

Foto: Murdoch University

Perth – Einige tropische Welsarten haben sich einen Ruf als "Süßwasser-Schwertwale" eingehandelt, weil sie in Ufernähe ahnungslosen Tauben auflauern, die sich zu nahe ans Wasser heran wagen. Von der australischen Kreuzwels-Spezies Neoarius graeffei dagegen war bisher nicht bekannt, dass sie sich gezielt von Landlebewesen ernähren. Vielmehr gingen Forscher davon aus, dass der bis zu einem halben Meter lange und 1,5 Kilogramm schwere Fisch hauptsächlich von aquatischen Gliedertieren und Wasserpflanzen lebt.

Umso überraschter waren Erin Kelly und seine Kollegen von der Murdoch University in Perth, als sie im nordaustralischen Fluss Ashburton zahlreiche Neoarius-Exemplare fingen, die sich die Bäuche offensichtlich mit Mäusen vollgeschlagen hatten. Über die Hälfte der 18 untersuchten Tiere hatten Überreste von teilweise mehreren Nagern im Verdauungstrakt.

Hauptsächlich handelt es sich um Australische Hüpfmäuse (Notomys alexis), die bis zu zehn Zentimeter lang werden können und eigentlich nicht dafür bekannt sind, die Nähe von Flüssen zu suchen. Wie also kamen die Welse zu ihrem Mäusefestmahl? Bisher zumindest ist den Forschern die direkte Beobachtung der Fische bei der Mäusejagd nicht gelungen.

Allerdings hat Kelly eine plausible Theorie, bei der die regelmäßig auftretenden schweren Regenfälle eine Rolle spielen. "Diese Mäusespezies lebt in kleinen Kolonien unter der Erde", erklärt der Biologe. "Es könnte sein, dass von Regenfällen ausgelöste Überflutungen die Mäuse aus ihren unterirdischen Gängen in den Fluss gespült haben, wo sie den Welsen schutzlos ausgeliefert waren."

Bedeutende Speiseplanergänzung

Die große Zahl an Fischen mit Mäusen im Bauch weist laut Kelly jedenfalls darauf hin, dass viele Nager zugleich ins Gewässer gelangt waren. Wie oft den Fischen ein solches Mäusefestmahl aufgetischt wird, ist unklar, vermutlich aber dürften die Hüpfmäuse im Nahrungsnetz des Flusses einen ökologisch relevanten Platz einnehmen, schreiben die Wissenschafter im "Journal of Arid Environments".

Sollte ihre Regen-Theorie zutreffen, könnten zukünftige Veränderungen durch den Klimawandel für die Mäuse eine nicht zu unterschätzende Bedrohung darstellen: "Klimaprojektionen für Nordwest-Australien deuten darauf hin, dass sich künftig längere Trockenperioden mit ebenso ausgedehnten Abschnitten heftiger Regenfälle abwechseln werden", meint Kelly. Es sei also durchaus möglich, dass die Hüpfmäuse in den nächsten Jahren auf dem Speisezettel der Welse eine immer größere Rolle spielen werden. (tberg, 4.9.2016)