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Heftige Niederschläge im Sommer der Jahre 2009 und 2014 hatten in der Südoststeiermark mehrere tausend Hangrutschungen ausgelöst. Auch Muren treten in dieser Region immer wieder auf.

Foto: AP/Markus Leodolter

Graz – Die in den vergangenen Jahren gestiegenen Oberflächentemperaturen des Mittelmeeres könnten laut Grazer Forschern zu stärkeren Niederschlägen im Südosten Österreichs führen. Die Wissenschafter hatten simuliert, wie sich die höhere Temperatur auf die seltenen, aber heftigen Fünf-b-Zyklone auswirken: Sie brachten noch mehr Feuchtigkeit mit.

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Oberflächentemperatur des Mittelmeers im Sommer um rund 1,5 Grad Celsius auf durchschnittlich etwa 24,5 Grad erwärmt. Dieser Temperaturanstieg kann zu häufigeren sommerlichen Niederschlagsextremen führen, teilte die Universität Graz am Donnerstag mit. Betroffen seien vor allem der Südosten Österreichs, Slowenien, Ungarn und die Slowakei.

Hangrutschungen in der Steiermark

"Die Intensivierung des Starkregens kann zwischen zehn und 50 Prozent liegen", schilderte Projektleiter Douglas Maraun vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz. Gemeinsam mit Forschern des GEOMAR Helmholtz Zentrums für Ozeanforschung in Kiel und des Shirvhov Instituts für Ozeanologie in Moskau publizierte Maraun die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Online-Journals "Scientific Reports".

Heftige Niederschläge im Sommer der Jahre 2009 und 2014 hatten in der Südoststeiermark mehrere tausend Hangrutschungen ausgelöst. Ähnlicher Starkregen über Süddeutschland und der Tschechischen Republik hatte in den vergangenen Jahrzehnten zu Hochwassern der Elbe, der Oder und der Donau geführt. Diese Extremereignisse haben einen gemeinsamen Auslöser, sagen die Experten: Stürme, die sogenannten Fünf-b-Zyklone, die über dem Mittelmeer entstehen. Sie ziehen über die Adria nach Nordosten. Beim Überqueren der Gebirge kühlen sich die Luftmassen ab und es regnet.

Verdunstung über Mittelmeer stärker

"Da Fünf-b-Zyklone sehr selten auftreten, sind Aussagen zu damit zusammenhängenden Klimaänderungen basierend auf Messdaten nur schwer zu treffen", erklärte Maraun. Deshalb simulierten die Forscher die globale Atmosphäre über jeweils 40 Jahre: einmal mit den kühleren Mittelmeertemperaturen aus den 1970er- bis 1990er-Jahren, einmal mit den wärmeren Temperaturen aus den Jahren 2000 bis 2012.

"Die Anzahl der Fünf-b-Zyklone war in beiden Simulationen etwa gleich, aber die Verdunstung über dem Mittelmeer nahm stark zu. Es wurde mehr Feuchte entlang der Sturm-Zugbahnen transportiert, weshalb die Intensität von Extremniederschlägen stark angestiegen ist", schilderte der Wissenschafter die Ergebnisse.

"Erwärmt sich das Mittelmeer weiter, ist deshalb über Mitteleuropa mit einer zunehmenden Intensivierung von Starkniederschlägen im Sommer zu rechnen", ist Maraun überzeugt. Welche Regionen allerdings genau davon betroffen sein werden, sei mit heutigen Klimamodellen nur unzureichend abzuschätzen, weil zukünftige Verlagerungen der Sturm-Zugbahnen nicht exakt simuliert werden könnten. (APA, 1.9.2016)