Zu den schwierigsten Begriffen der Kommunikation zählen die ambivalenten. Der Pfosten zum Beispiel. Noch die besten Tormänner verdanken ihm einiges, und kein Zaun möchte ohne einen solchen auskommen. Sitzt ein Pfosten aber auf einem Posten, empört das sofort. Pfosten sind also einerseits nützlich, andererseits nicht so. Wobei noch kein Zaunständer sich je über die Bezeichnung Pfosten erregt hat, wohingegen ein derart bedachter Mensch selten die Ruhe seines hölzernen Begriffschwagers zeigt.
Trotz ihres unzweifelhaften Nutzens als tragende Dulder gelten Pfosten nicht direkt als Gipfel der Schöpfung, rangieren aber immerhin noch vor den Vollpfosten. Sogar solcherart nicht ganz ohne Motiv benannte Mitmenschen wittern in diesem Wort die Absicht der Herabwürdigung. Bereits dem gemeinen Pfosten erkennt man Wendigkeit und eine Aufnahmefähigkeit, die über geschnittenes Holz oder geflochtenen Draht hinausreicht, weitgehend ab. Wenigstens stehen Pfosten für Stärke und Stabilität während die Zuschreibung, ein Vollpfosten zu sein, einem so Titulierten jede Tauglichkeit abspricht.
Wie ein SPÖ-Politiker ausgerechnet Andreas Gabalier einen Vollpfosten nennen konnte, bleibt also ein Rätsel. Vielleicht hat der Lokalpolitiker zu stark einem Lokalangebot zugesprochen und sich im Zustand der Bläue dieses Begriffs bedient, von dem wir uns, damit es keine Missverständnisse gibt, so weit es geht, distanzieren. Ebenso wie viele Kunstsinnige es taten, die dem gekränkten Raulederbarden in den letzten Tagen Worte des Beistands übermittelten und ihn von jedem Vollpfostenverdacht reinhobelten. Darunter war Heinz-Christian Strache, der sein Unverständnis auch in dieser Sache zum Ausdruck brachte.
Zwar pflegt der Musikant ein rustikales Image, und es steht in seiner Heimat, der Steiermark, kein Bauernhof pfostenlos in der Landschaft, aber Menschen vergleicht man nicht mit Pfosten. Das ist ebenso verpönt wie Vergleiche mit Tieren. Zumal ja damit meist nur den armen Viecherln unrecht getan wird. (Karl Fluch, 4.9.2016)