Wien – Bisher hat Markus Figl (ÖVP), Bezirksvorsteher der Wiener Inneren Stadt, anders als seine Vorgängerin Ursula Stenzel auf eine friedliche Zusammenarbeit mit Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) gesetzt, etwa bei der Neugestaltung von Schweden- und Stephansplatz. Ausgerechnet wegen eines Radwegs geht Figl nun auf die Barrikaden. Er kritisierte am Freitag die projektierte Radroute durch die Wipplingerstraße.
Das Verkehrsressort hatte vor einigen Tagen angekündigt, eine Radverbindung zwischen Schottenring und Hohem Markt über die Wipplingerstraße herstellen zu wollen, indem dort das Fahren gegen die Einbahn ermöglicht wird. Die Maßnahme soll 350.000 Euro kosten und Bauarbeiten zwischen Anfang Oktober und Mitte November erforderlich machen. Begründet wird sie als wichtiger Lückenschluss im Radwegenetz.
Grüne verstehen Aufregung um Radweg nicht
Die Grünen verstehen die Aufregung seitens des Wiener City-Chefs rund um den geplanten Radweg in der Wipplingerstraße nicht. Die ÖVP solle ihre "reflexartige Ablehnung" gegenüber jedem neuen Radweg aufgeben, appellierte Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. Die neue Innenstadt-Querung sei sinnvoll, auch lokale Unternehmer profitierten.
Figl: "Einspruch von allen Seiten"
"Der Entscheidung für diesen Lückenschluss gingen intensive Überlegungen und Abstimmungen voraus, unter mehreren Varianten ging eindeutig dieses Projekt als das am besten geeignete hervor. Unter anderem wurde festgestellt, dass für die wegfallenden Parkplätze ausreichend Kapazitäten im Umfeld vorhanden sind", erklärte die Stadt kürzlich.
Figl sieht das anders. Es habe Einsprüche "von allen Seiten" gegen das Projekt gegeben, sagt er. So hätten die Wiener Linien beklagt, dass die Straße jetzt schon sehr eng sei und durch Radstreifen für die Busse kaum noch ein Durchkommen möglich sei.
Bangen um Parkplätze
Die Feuerwehr befürchte für ihre Einsatzfahrzeuge Ähnliches. Die vom Magistrat erhobenen 42 Parkplätze, die wegfallen, könnten wiederum weder von Polizei noch von ÖAMTC nachvollzogen werden. Der City-Chef bangt um 50 bis 70 Stellplätze, was laut Wirtschaftskammer wiederum den Unternehmen schade.
Außerdem hätten sich bereits im Februar alle Bezirksfraktionen außer den Grünen gegen die Pläne ausgesprochen. Trotzdem versuche Vassilakou, "mit Gewalt" die kürzeste Radverbindung umzusetzen. "Überlegte Alternativrouten wurden nicht einmal ignoriert", so Figl. Die Stadtregierung habe offenbar vor, die Innere Stadt "in Fahrrädern zu ertränken". (APA, 2.9.2016)