Das Osttiroler Gschlößtal gilt als einer der schönsten Talschlüsse der Alpen. Das hat sich herumgesprochen. In dieses Tal im Nationalpark Hohe Tauern zieht es daher in der Urlaubszeit sehr viele Besucher, ab sofort sollte wieder weniger los sein. Unten warten eine noch blühende Blumenwiese und zwei alte Almdörfer, in denen man übernachten kann, oben karge Steinwüsten mit imposanten Gletschern.

Das Osttiroler Gschlößtal gilt als einer der schönsten Talschlüsse der Alpen.
Foto: Birgit Eder

Hinter dem Matreier Tauernhaus beginnt die Wanderung und führt zunächst kurz auf Asphalt taleinwärts. Schon bald verlassen wir die Straße und gehen nach links über Mähwiesen aufwärts. Eine Steilstufe durch den Wald ist überwunden, und wir kommen zum Almdorf Außergschlöß. Weiter geht es durch sanfte Wiesen, auf denen imposante Felsblöcke liegen. Kurz darauf folgt das zweite Almdorf, auch das lassen wir vorerst links liegen. Auf einem breiten, schottrigen Fahrweg gehen wir rund eine halbe Stunde bis zum Beginn des Gletscherwegs, wo Tafeln Wissenswertes über das Gebiet vermitteln.

Der Gletscherweg ist nah am Wasser gebaut: Immer wieder sprudelt und gurgelt es unterwegs.
Foto: Birgit Eder

Direkt dahinter beginnt der steile Aufstieg, die Ausblicke sind allerdings fantastisch. Das Bächlein, das vom Schlatenkees gespeist wird, fällt sprudelnd und gurgelnd über Steilstufen und bildet immer wieder Wasserfälle. Der Aufstieg verläuft stets in der Nähe des Wassers und ist an einigen Stellen mit Seilen gesichert.

Das sogenannte Auge Gottes ist ein kleiner See oberhalb des Salzbodens.
Foto: Birgit Eder

Nach rund 400 recht knackigen Aufstiegsmetern flacht das Gelände ab, und wir gelangen zum Salzbodensee, der in einer moorigen Senke liegt. Dahinter liegt das sogenannte Auge Gottes, ein kleiner See, der durch eine fast kreisrunde Wollgrasinsel die Form eines Auges hat. Immer wieder erhascht man traumhafte Blicke auf die Gletscher und auf den Großvenediger (3674 m). Wir gehen über eine Seitenmoräne leicht abwärts bis hin zu geschliffenen Steinplatten, die der Gletscher poliert hat.

Über teilweise rutschige Steinplatten, die der Gletscher geschliffen hat, geht es steil aufwärts.
Foto: Birgit Eder

Jetzt wird’s wieder anspruchsvoller, denn der Weg führt direkt über diese – zum Teil rutschigen – Platten aufwärts. Immer wieder müssen wir auch die Hände zu Hilfe nehmen. Weiter oben ist der Weg flacher und führt leicht abwärts zur Gletscherzunge, wo ein milchiger Bach direkt aus einem Gletschertor fließt. Von der Zunge weg steil aufwärts, immer entlang den frischen Markierungen und den Steinmännchen gehen. Von hier sieht man auch die Alte und die Neue Prager Hütte, die erhaben über dem Tal thronen.

Lawinensichere Felsenkapelle

Der steinige Untergrund wird nun zunehmend grasiger, das Blöken von Schafen begleitet den Abstieg. Unten geht es entlang eines Baches kurz talauswärts und über eine Brücke zurück nach Innergschlöß, wo man sich im Venedigerhaus stärken kann. Kurz danach gibt es eine interessante Felsenkapelle zu sehen, die man tief in den Felsen baute, um sie vor Lawinen zu schützen.

Wir gehen weiter auf einer Asphaltstraße bergab, durch Außergschlöß und an einem Wasserfall vorbei. Zuletzt überqueren wir auf einer Brücke eine tiefe Schlucht und folgen der Straße zurück zum Parkplatz.

Wem der Anstieg ins Gschlößtal zu lang ist, kann sich gleich zu Beginn bis nach Innergschlöß chauffieren lassen. So erspart man sich 220 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, 8,2 km und eine Gehzeit von 2 ½ – 3 Stunden. (Birgit Eder, 2.9.2016)