Grafenegg – Der Traktor, der auf dem Versuchsfeld hinter dem Schloss Grafenegg in Niederösterreich seine Spuren zieht, ist riesig und sauteuer. Zwischen 150.000 und 300.000 Euro kostet das Arbeitsgerät, locker. Der Bauer, in einem futuristisch anmutenden Fahrerhäuschen mit Schalensitzen, fährt die optimale Linie. Und er weiß auf den Zentimeter genau, welche Spur er vor einem Monat gezogen hat.

Die entsprechende Information wird ihm auf ein Display in der Kabine eingespielt. Sie kommt über Satellit und wird vom nahen Lagerhaus verbreitet, wo auf dem Silodach entsprechende Sender angebracht wurden.

Drohnen verstreuen über Maisfelder schneeballartige Kugeln mit einem Mittel gegen Maisschädlinge.
Foto: imago/Thomas Müller

Doch kann diese Demonstration bei der Veranstaltung Smart Farming Day in Grafenegg im Spätsommer 2016 schon bald alt und überholt sein. In ein paar Jahren wird man ihn nämlich gar nicht mehr brauchen, den Bauern in seinem Traktorhäuschen. Denn das, woran der US-Internetkonzern Google forscht und arbeitet – das führerlose Fahren im Straßenverkehr – das ist in der Landwirtschaft zum Greifen nah. John Deere, ein US-Hersteller von schwerem landwirtschaftlichem Gerät, arbeitet schon des Längeren in diese Richtung. Und technologisch ist eine führerlose Feldbestellung einfacher umzusetzen als Autofahren in der Stadt. Die Gefahrenquellen sind auf dem Feld doch geringer.

Mensch oder Maschine

Insbesondere in US-Bundesstaaten mit riesigen Feldern samt eintönigen Monokulturen werden solche Maschinen eingesetzt werden, meinen Experten. Überwacht von Satelliten oder einer Drohne, die vom Farmer einsam vom Feldrand aus gesteuert wird, erledigt die Maschine die Arbeit.

Auch bei einer kleinteiligeren Landwirtschaft wie der österreichischen wird der Bedarf nach Hilfsarbeitskräften mit neuen Technologien und Hightech-Geräten sichtbar geringer. Bei der derzeit anlaufenden Weinlese werden immer öfter Lesemaschinen, sogenannte Traubenvollernter, eingesetzt. Es sind dies Maschinen, die die Trauben von den Stielen recht schonend absaugen. Blätter oder Stiele, die mit abgerissen werden, werden ausgeschieden und die Trauben vermaischt. Die arbeitsaufwändige händische Lese kommt nur mehr bei Topqualitäten zum Einsatz – oder dort, wo es aufgrund der Topografie nicht möglich ist, etwa bei den Terrassen in der Wachau.

Mit der Aussicht auf Futter trottet die Kuh freiwillig in den Melkroboter.
Foto: apa/Felix Kästle

Natürlich machen intelligente Maschinen auch vor der Tierzucht nicht halt. In der Milchwirtschaft haben extrem leistungsfähige Robotermaschinen Einzug gehalten. Sie erklären zum Teil, warum der Milchmarkt in der EU von Überkapazitäten und Preisverfall gar so geprägt ist.

Denn die Melkmaschinen von früher, die das händische Melken unnötig machten, wurde mit Ende des EU-Milchquotensystems häufig vom Milchroboter abgelöst. Dieser lockt die Kuh mit Kraftfutter an. Ein Roboterarm setzt dann das Geschirr an und melkt los. Sollte die Kuh, angelockt vom Futter, zu oft vorbeikommen wollen, erkennt dies die Zutrittskontrolle. Die Kuh hat einen entsprechenden Chip, und der Balken, der Zutritt zum Melkroboter gewährt, geht erst gar nicht auf.

Großeinheiten bevorzugt

So eine Melkmaschine kostet gut und gerne 150.000 Euro und lohnt erst ab 50 Kühen. Aufgrund ihres hohen Preises und ihrer Arbeitskapazität musste in der Regel auch ein neuer Stall für mehr Kühe angeschafft werden. Dies erklärt, weshalb Appelle an die hochverschuldeten EU-Milchbauern, doch weniger anzuliefern, gar so wenig fruchteten.

Grundsätzlich haben kleinbäuerliche Strukturen schlechtere Karten bei dieser Ausrichtung auf neue Technologien. Die Arbeitsgeräte sind viel zu teuer. Der Vorteil in Kleinbetrieben, dass man viel selbst machen kann und selten Arbeitskräfte benötigt, fällt weg. Doch können einige Maschinen gemietet werden, bei Maschinenringen und Lagerhäusern.

Die Drohne inspiziert das Feld und kann Auffälligkeiten erkennen.
Foto: imago/Tomas Müller

Einer der Services, die da angeboten werden, sind Dienstleistungen rund um Drohnen. Diese machen Inspektionsflüge und diverse Bildaufnahmen von Agrar- und Forstflächen. Auch bei der Schädlingsbekämpfung, etwa beim Maiszüngler, treten Drohnen in Aktion.

Wegen der Möglichkeiten der Digitalisierung und punktgenauen Satellitenüberwachung kommt es in der Landwirtschaft derzeit zu einer ähnlichen Aufbruchstimmung wie in anderen Wirtschaftsbereichen beim "Internet der Dinge" oder der "Industrie 4.0". Man erwartet sich produktivitätssteigernde oder kostensenkende Innovationen, fast ähnlich wie bei der "grünen Revolution" der 1960er-Jahre. Die RWA-Gruppe (Raiffeisen Ware Austria) hat ein Agro-Innovation-Lab gestartet, bei dem es darum geht, die Ideen von Jungunternehmen in diesem Bereich zu fördern. (Johanna Ruzicka, 3.9.2016)