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Illustration: Reuters/NASA

Washington – Den Asteroiden (101955) Bennu haben Wissenschafter weltweit seit seiner Entdeckung 1999 genau im Blick. Er wird Mitte des 22. Jahrhunderts innerhalb der Mondbahn an der Erde vorbeiziehen. So etwas kommt durchaus vor – allerdings hat Bennu einen Durchmesser von einem halben Kilometer und könnte bei diesem nahen Vorbeiflug so stark in seiner bisherigen Bahn abgelenkt werden, dass er später einmal vielleicht mit der Erde kollidiert.

Die Mission

Auch wenn das Einschlagsrisiko gering ist, hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa großes Interesse an Bennu entwickelt und schon vor Jahren eine Erkundungsmission konzipiert, die bald beginnen soll. Am kommenden Freitag wird sich die Sonde Osiris Rex an Bord einer Atlas-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus in Richtung Bennu aufmachen.

2018 soll die Sonde den Asteroiden erreichen, 2020 soll sie sich ihm soweit nähern, dass sie eine Probe von mindestens 60 und bis zu 2.000 Gramm aufsaugen kann. 2023 soll eine Kapsel mit der Probe zur Erde zurückkehren. Die rund eine Milliarde Dollar teure Mission ist der erste Versuch der NASA, eine Probe von einem Asteroiden zur Erde zu bringen. Bereits 2005 war die japanische Raumsonde Hayabusa auf einem solchen Himmelskörper gelandet und hatte 2010 die ersten je gesammelten Bodenproben eines Asteroiden zur Erde gebracht. Die europäische Raumfahrtagentur ESA hatte 2014 mit der Raumsonde Rosetta das Minilabor Philae auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko abgesetzt.

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Foto: REUTERS/Mike Brown

"Diese Mission ist ein Beispiel für das Bestreben unserer Nation, unser Sonnensystem und alles darüber hinaus kühn zu untersuchen, um das Universum und unseren Platz darin besser zu verstehen", sagte Nasa-Manager Geoff Yoder. Auf dem Weg zu Bennu wird Osiris-Rex mehr als 650 Millionen Kilometer zurücklegen.

"Wir fliegen zu Bennu, weil wir wissen wollen, was der Asteroid während seiner Entstehung erlebt hat", erläuterte Edward Beshore von der Nasa. "Die Erfahrungen von Bennu werden uns mehr über unser Sonnensystem und dessen Entstehung beibringen. Wie Polizisten in einer Krimiserie werden wir jedes Beweisstück untersuchen."

"Das Team hat ein großartiges Raumschiff gebaut", sagte Nasa-Manager Dante Lauretta. "Wir sind gut ausgestattet, um Bennu zu untersuchen und mit unserem wissenschaftlichen Schatz zurückzukommen."

Die Namen

Osiris-Rex ist ein typisches Nasa-Backronym und steht für "Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification, Security-Regolith Explorer". Die Sonde ist etwa sechs Meter lang und wiegt rund 2.100 Kilogramm. Bevor die vom US-Unternehmen Lockheed Martin gebaute Sonde mit einer Art Roboter-Arm die Probe aufsaugen soll, wird sie den Asteroiden – so der Plan – ausgiebig mit ihren fünf wissenschaftlichen Instrumenten und Kameras untersuchen.

Den Namen Bennu wiederum hatte ein Schüler in einem eigens von der Nasa veranstalteten Wettbewerb vorgeschlagen. Bennu – auf Deutsch meist mit nur einem "n" geschrieben – ist der Name eines göttlichen Vogels aus der altägyptischen Mythologie, an den die Optik der Sonde einen Schüler erinnerte. Dass es sich dabei um einen Totengott handelt, lässt die Namenswahl angesichts des sehr geringen, aber eben doch bestehenden Einschlagsrisikos ein wenig unglücklich erscheinen. (APA, red, 4.9.2016)