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Seti-Radioteleskope ohne Alien-Empfang: Forscher konnten das behauptete Signal nicht bestätigen.

Reuters

Moskau/Berkeley – Der Name des Instituts ist sein Programm: Seti steht für "search for extraterrestrial intelligence". Doch obwohl die kalifornische Forschungseinrichtung diese Suche seit Ende 1984 mit immer leistungsstärkeren Radioteleskopen betreibt, blieb sie bis jetzt erfolglos.

Das gilt letztlich auch für das berühmte "WOW"-Signal, das der Astrophysiker Jerry Ehlman 1977 aufzeichnete, das nur einmal detektiert wurde. Dennoch wird heftig weiter nach Signalen da draußen gefahndet: Erst im Vorjahr investierte der Milliardär Yuri Milner 100 Millionen US-Dollar in das Projekt Breakthrough Listen, an dem auch Stephen Hawking beteiligt ist.

Signal aus der Gegend eines Exoplaneten

Für die jüngste Aufregung in der Seti-Szene sorgten aber russische Astronomen, die am Radioteleskop Ratan-600 arbeiten. Sie empfingen am 15. Mai 2015 ein Signal, das eine Frequenz von elf Gigahertz und eine Stärke von 0,75 Jansky (die Einheit für die spektrale Flussdichte) hatte und also nicht sonderlich stark war. Das "WOW"-Signal hatte zum Vergleich bis zu 212 Jansky.

Interessant wurde es durch seine Quelle: Der Radiopuls kam aus der Region des sonnenähnlichen Sterns HD 164595 in 94 Lichtjahren Entfernung. Er wird von mindestens einem Planeten umkreist: einem neptungroßen, heißen Gasriesen. Gibt es um HD 164595 womöglich noch andere Planeten mit einer Zivilisation, die solche Botschaften aussenden könnte?

Dass dieses mysteriöse Signal vor wenigen Tagen die wissenschaftliche Öffentlichkeit erreichte, ist dem italienischen Astrophysiker Claudio Maccone zu verdanken, der davon auf einer Tagung in Moskau erfahren hatte. Nach seinem Bericht herrschte unter Astrophysikern prompt einige Tage lang Aufregung.

Von der Aufregung zur Abregung

Doch mittlerweile melden sowohl Seti-Forscher aus den USA wie auch russische Kollegen erste Zweifel daran an, dass es sich um ein Alien-Signal handeln könnte. So verwies Eric Korpela, Leiter des SETI@home-Projekts, auf Millionen Signale mit ähnlichen Merkmalen, die sein Projekt bereits registriert habe. Vor allem aber hätten die russischen Forscher das Signal nur bei einem von 39 Scans des Sterns detektiert.

Ein weiteres Problem sieht Korpela wie auch sein Kollege Seth Shostak in der großen Bandbreite des Ratan-Signals: Auch ein Satellit, der durch das Lauschfeld des Teleskops fliegt, könnte theoretisch ein ähnliches Signal hervorbringen.

Teams des Breakthrough Listen-Projekts und des Seti-Instituts lenkten ihre Radioteleskope ebenfalls auf HD 154595, fanden aber trotz mehrtägiger Suche nichts. Andrew Siemion (Uni Berkeley und Breakthrough Listen-Projekt) schließt daraus, dass Störinterferenzen im Instrument oder andere technologische Artefakte das Ratan-Signal bewirkten.

"Kein außerirdisches Signal"

Genau das gab am Donnerstag auch Yulia Sotnikova vom Ratan-600-Team zu: "Nachträgliches Auswerten und Analysieren des Signals enthüllte, dass es wahrscheinlich terrestrischen Ursprungs ist. Wir können mit großer Sicherheit sagen, dass bisher kein außerirdisches Signal detektiert wurde." (Klaus Taschwer, 3.9.2016)