Ankara – Die türkische Luftwaffe hat ihre Angriffe gegen Kämpfer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verstärkt und am Wochenende zehn mutmaßliche Stellungen der Rebellen bombardiert. Die Einsätze der Kriegsflugzeuge im Südosten des Landes folgten nach Angaben von Sicherheitskräften und Staatsmedien auf die Tötung von 22 Soldaten und eines Dorfwächters durch die PKK.

Auch in Nordsyrien dehnte die türkische Armee ihre Offensive aus. Die türkische Armee teilte mit, sie habe am Samstag hundert "PKK-Terroristen neutralisiert". Über eigene Verluste machte sie keine Angaben. Der privaten türkischen Nachrichtenagentur Dogan zufolge zogen sich die meisten kurdischen Rebellen in den Nordirak zurück, wo sich in den Kandilbergen die Rückzugsgebiete der in der Türkei als Terrororganisation verbotenen PKK befinden. Auch die USA und die Europäische Union stufen die PKK als Terrororganisation ein.

Bombardements

Wie die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, wurden zwölf Soldaten in der Provinz Hakkari und acht weitere in der Provinz Van getötet. Bei einem Angriff auf einen Kontrollposten in Mardin im unruhigen Südosten wurden zudem am späten Freitagabend zwei weitere Soldaten sowie ein Mitglied einer sogenannten Dorfwache getötet. Die Dorfwächter unterstützen seit Jahren das Militär im Kampf gegen die kurdischen Rebellen.

Türkische Kriegsflugzeuge bombardierten Anadolu zufolge am Samstagabend sechs PKK-Stellungen in den Bergen von Tendurek zwischen den Provinzen Agri und Van und weitere vier im Distrikt Cukurca der Provinz Hakkari.

Zivilisten getötet

Seit im Sommer vergangenen Jahres eine beiderseitige Waffenruhe zusammenbrach, gibt es im Südosten der Türkei regelmäßig Angriffe der PKK. Anadolu zufolge wurden seit Juli 2015 mehr als 600 Mitglieder der türkischen Sicherheitskräfte getötet. Diese Zahlen sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Die türkische Armee geht mit aller Härte militärisch gegen mutmaßliche PKK-Kämpfer und ihre Unterstützer vor. Bei den Armeeeinsätzen wurden nach Angaben von Aktivisten auch unschuldige Zivilisten getötet. Seit 1984 gab es in dem Konflikt zwischen der Regierung in Ankara und der PKK fast 40.000 Tote.

Die PKK griff einst für ein unabhängiges Kurdistan zu den Waffen. Mittlerweile fordert sie mehr Autonomie für die 15 Millionen Kurden, das Recht auf Schulbildung in kurdischer Sprache und die Freilassung kurdischer Häftlinge.

Die Türkei hatte Ende August auch eine Offensive gegen kurdische Kämpfer in Nordsyrien gestartet. Ankara sieht die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihren bewaffneten Arm, die Volksverteidigungseinheiten (YPG) ebenfalls als "Terrororganisationen" an.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sagte am Sonntag beim Gipfeltreffen der führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) im chinesischen Hangzhou, ein "Terrorkorridor" an der Südgrenze der Türkei müsse mit Unterstützung der Militärkoalition gegen die Jihadistenmiliz Islamistischer Staat (IS) verhindert werden. Er bezog sich auf Bestrebungen kurdischer Kämpfer, an der Grenze ein eigenes zusammenhängendes Autonomiegebiet zu schaffen.

Am Samstag drangen mehr türkische Panzer von der Provinz Kilis aus in das nordsyrische Dorf Rai ein. Damit eröffnete die Armee eine neue Front im Zuge ihrer Offensive "Schutzschild Euphrat" gegen die kurdischen Rebellen und den IS. (APA, 4.9.2016)