Mir Quasem Ali auf dem Weg zum Gericht (Archivbild aus dem November 2014)

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Dhaka – In Bangladesch ist der Geschäftsmann und Islamisten-Politiker Mir Quasem Ali hingerichtet worden. Der wegen Kriegsverbrechen verurteilte 63-Jährige wurde am Samstag in einem Hochsicherheitsgefängnis in Gazipur rund 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Dhaka gehängt, wie Justizminister Anisul Huq mitteilte. Die Einreichung eines Gnadengesuchs bei Präsident Abdul Hamid hatte Ali abgelehnt.

Ein 2010 eingesetztes Sondergericht für Kriegsverbrechen während des Unabhängigkeitskriegs im Jahr 1971 gegen Pakistan hatte Ali im November 2014 in zehn Anklagepunkten für schuldig befunden – darunter die Verschleppung und Ermordung eines jungen Unabhängigkeitskämpfers – und zum Tod durch den Strang verurteilt.

Der Unternehmer war ein wichtiger Förderer der islamistischen Partei Jamaat-e-Islami. Diese und die ebenfalls oppositionelle Nationalistische Partei (BNP) werfen der Regierung von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina vor, das Gericht zur Verfolgung von Oppositionellen zu missbrauchen.

Kritik am Verfahren

Auch Menschenrechtsgruppen haben das Sondergericht mehrfach wegen fragwürdiger Verfahren und mangelnder Transparenz kritisiert. Die Regierung verteidigt die Prozesse dagegen als notwendig, um die damalige Epoche aufzuarbeiten.

In dem Unabhängigkeitskrieg hatte sich das damalige Ost-Pakistan mit Unterstützung Indiens vom Westteil des Landes abgespalten. Laut Regierungsangaben wurden bis zu drei Millionen Menschen getötet, in vielen Fällen von Einheimischen, die mit den pakistanischen Streitkräften zusammenarbeiteten. In unabhängigen Schätzungen wird die Zahl der Getöteten mit 300.000 bis 500.000 angegeben.

Seit 2013 wurden insgesamt sechs führende Oppositionspolitiker, unter ihnen fünf Islamisten, wegen Kriegsverbrechen hingerichtet – jeweils nur wenige Tage, nachdem das Oberste Gericht ihre Berufung abgewiesen hatte. Nach Angaben ihrer Angehörigen verzichteten sie auf ein Gnadengesuch, um die Verfahren nicht nachträglich zu legitimieren. Todesurteile des Tribunals führten mehrfach zu blutigen Protesten. (APA, AFP, 3.9.2016)