Kleine, informelle Treffen sind typisch für Alpbach.

Foto: Europäisches Forum Alpbach/Maria Noisternig

Kamingespräche sind etwas essentiell Alpbacherisches. Eingebettet in eine Wiesenlandschaft, neben einem Kinderspielplatz, ohne Schuhe. Oder gedrängt auf einer Bank, in einer holzvertäfelten Stube, so sollen sie die intendierte Einfachheit des Forums einfangen.

Die Formlosigkeit der Gesprächsbasis ist ein schöner Gedanke und als dieser wird er auch optisch perfekt umgesetzt. Wenn sich der Innenminister in eine einfache Stube setzt, der Landwirtschaftsminister unter einen Baum und Religionsvertreter in ein verlassenes Hallenbad, akzeptiert man beim Hinschauen das gemalte Bild.

Parteiliche Färbung

Doch gerade beim Zusammentreffen mit Politikern verliert sich die Romantik des ersten Eindrucks. Mit überwiegend männlichen Gesprächspartnern gewinnt die Einseitigkeit nicht nur in dieser Hinsicht. Angesprochen auf die drängenden Aktualitäten und Kontroversen des Tages wird meist wenig überraschend und unreflektiert die Linie vertreten, wie sie im Parteibuche steht. Ausweichende, schwammige Antworten auf mehr oder weniger kritische Fragen.

Es gibt einen Unterschied, wenn der österreichische Innenminister einen Raum unterhält oder wenn dies Jeffrey Sachs tut. Obwohl eine gewisse parteiliche Färbung kaum zu verleugnen ist, hat auch die Politik ihren Platz und ihre Berechtigung, sich am Forum bemerkbar zu machen. Im Sinne der Aufklärung sollte ein Zusammenspiel aller Beteiligten es möglich machen, einander kritisch zum Verstehen und Nachdenken anzuregen.

Fragen als Privileg

Die Möglichkeit, sich auf dieser Distanz mit den Seitenblicken der österreichischen und internationalen Politik, Kultur, Religion und Wirtschaft gegenüberzustehen, ist ein Privileg und es soll auch so genutzt werden. Denn selbst in einem entspannten Rahmen werden die Zungen der öffentlichen Personen kaum zu neuer Erleuchtung gelockert werden, und so muss man die Revolution eben in Form von klugen Fragen starten.

Dennoch wird, besonders die "junge Generation", aufgerufen trotz zukünftiger Herausforderungen optimistisch zu bleiben.

Optimierung und Diversität

So tanzte das "impacting Alpbach"-Gespräch nicht nur thematisch sondern auch mit der Besetzung aus der Reihe. Claudia Gamon von den Neos und Howard Williamson, der für die Koordinierung der Seminarwoche zuständig war, diskutierten über den Sinn und den Nachhaltigkeit Alpbachs, Jeffrey Sachs, amerikanischer Starökonom, gab mit bereitwillig seine E-Mail-Adresse zum weiteren Gedankenaustausch weiter und die renommierte Expertin Nathalie Tocci, Beraterin der Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, sprach neben ihrem Gesprächspartner, dem Gitarre spielenden, libyschen Aktivisten Fuad Gritli, ausgedehnt über die Konflikte in Syrien und die Gegenmaßnahmen der internationalen Organisationen.

Mit den Kamingesprächen werden Räume für Konversationen geschaffen, Platz gemacht für die Ideen und Gedanken der Teilnehmer. Im Sinne der Aufklärung sollte der Fokus auf die Optimierung und Diversität dieser Veranstaltungen gelegt werden – für ein sinnvolles Diskutieren. (Franciska Göweil, 4.9.2016)