Hat einen Lauf: der Olympia-Silberne Juan Martin del Potro.

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New York – Dominic Thiem hat seinen 23. Geburtstag mit dem Aufstieg in sein drittes Grand-Slam-Achtelfinale begangen. Der Viersatzsieg über den Spanier Pablo Carreno Busta gelang Österreichs Nummer eins mit einer deutlichen Steigerung gegenüber den Vorrunden. Doch gegen Juan Martin Del Potro wird der French-Open-Halbfinalist dieses Jahres am Montag (ab 17 Uhr im Liveticker) wohl noch einen Gang zulegen müssen.

Ranking relativ

Normalerweise ist die Nummer 10 der Welt gegen die Nummer 142 klarer Favorit. Doch wenn diese Nummer 142 Del Potro heißt, muss man diese Zahlen außer Acht lassen. Del Potro hat sich seit Februar 2014 nicht weniger als drei Operationen am linken Handgelenk unterzogen und spielte in zwei Jahren nur zwei Turniere. Seit Februar 2016 ist der "Turm von Tandil" wieder auf der Tour, spätestens in Wimbledon zeigte er mit einem Zweitrundensieg über Stan Wawrinka (damals Nummer 5), was immer noch in ihm steckt.

Der Lauf zu Olympiasilber mit dem großartigen Erstrundensieg über Novak Djokovic sowie dem Halbfinaltriumph über Rafael Nadal und einer knappen Finalniederlage gegen Andy Murray hat ihn zu einem der Geheimfavoriten dieser US Open gemacht.

Und Del Potro hat Thiem in Madrid dieses Jahr im bisher einzigen Duell in der ersten Runde mit 7:6, 6:3 bezwungen. Thiem: "Er hat sich immer mehr gesteigert im Jahr und ist jetzt sicher ein ganz anderer Spieler, als er damals in Madrid war. Ich glaube, dass die Rückhand immer noch nicht die ist, die sie einmal war." Darum möchte er sein Spiel nach Möglichkeit die Rückhand des Gegners aufziehen:"Seine Vorhand ist eine der besten, die es jemals in dem Sport gegeben hat."

Fitness passt

Bei sich selbst konstatierte Thiem eine Steigerung. "Das war sicher eine gute Partie, auch viel über Kampf, aber es gab einige Momente, die spielerisch sehr gut waren", meinte er über die Vorstellung gegen den Weltranglisten-39. Carreno Busta. In erster Linie sei wichtig gewesen, sich fitnessmäßig wieder auf ein sehr gutes Level zu arbeiten. "Und auf dem bin ich. Das Spielerische wird von Match zu Match besser."

Coach Günter Bresnik war ebenfalls mit seinem Schützling zufrieden: "Dominic hat aus meiner Sicht seine Pflicht jetzt erfüllt, jetzt wird man schauen, ob er noch eines draufsetzen kann. Es ist sicherlich so, dass er halt mit der Aufgabe wächst. Er kann bei entsprechend größerem Widerstand selbst die Schraube noch anziehen." Beim Service gebe es noch Luft nach oben

Del Potro lobt auch Bresnik in höchsten Tönen. "Der spielt momentan wieder in einer ganz eigenen Liga. Er ist einer der Wenigen, der mit den Top-3-, Top-4-Spielern mitspielen kann und das auch tut. Das hat man ja bei Olympia gesehen." Der 55-Jährige sieht Thiem als Außenseiter.

Zurückhaltender Gegner

Und was sagt der Del Potro selbst? "Nein, nein. Er sollte sicher der Favorit sein", winkte der Argentinier ab. "Aber es hängt auch viel von meiner Physis, meinem Körper, meinem Spiel ab. Wenn ich so spiele wie heute, dann habe ich vielleicht eine Chance, ein großartiges Match gegen ihn zu spielen."

Trotz des aktuellen Laufs sind für den Publikumsliebling die Erwartungen nicht gestiegen. "Ich habe nicht erwartet, hier in die zweite Woche zu kommen. Ich habe auch nicht erwartet, dass ich in Rio eine Medaille gewinne und auch nicht, dass ich auf diesem Level spielen kann. Ich bin selbst überrascht von meiner Form", so Del Potro.

Für Thiem geht es am Montag um sein zweites Grand-Slam-Viertelfinale, für den Einzug in die Runde der letzten acht gibt es immerhin schon ein Preisgeld in Höhe von 450.000 Dollar (402.036 Euro) brutto und 360 Punkte für das Ranking. Ein weiterer Sieg brächte Thiem den ATP-Finals in London wieder einen großen Schritt näher. (APA, red, 4.9.2016)