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Shinzo Abe (li.) will mit Wladimir Putin ins Heilbad steigen, um ihm im heißen Wasser einen Deal abzuringen.

Foto: Reuters / Sputnik

Die russische Regierung hatte geladen, und mehr als 3300 Gäste kamen. Unter den Besuchern des Eastern Economic Forum in Wladiwostok am Wochenende waren neben vielen Diplomaten auch die Regierungschefs Japans und Südkoreas, Shinzo Abe und Park Geun-hye. Offizielles Ziel der Zusammenkunft in Russlands Vorposten in Fernost war Werbung für Investitionen in der Region. Tatsächlich wollte Moskau aber auch seine Ansprüche in der Regionalpolitik untermauern.


Für Russlands Präsident Wladimir Putin war schon die Teilnahme Abes und Parks wichtig. Er sieht darin eine Aufweichung der internationalen Isolation seines Landes, die die USA wegen der russischen Ukraine-Politik betreiben. Doch für die Gäste ging es um strategische Fragen: Park nutzte die Gelegenheit dafür, auf die Kriegsgefahr durch Nordkorea hinzuweisen. Und Abe wollte in der sicherheitspolitischen Frage der Kurilen-Politik mit Fortschritten bei seinen Wählern punkten. Das blieb ihm allerdings verwehrt.

Denn Russland zeigt in der Frage der von Japan teilweise beanspruchten Inselgruppe, die die Sowjetunion seit Ende des Zweiten Weltkrieg besetzt hatte, weiter hart, der von Abe angestrebte Kompromiss scheint noch immer in weiter Ferne. Dabei hatte Abe bei einem Treffen im Mai in Sotschi noch einen Acht-Punkte-Plan zur Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen vorgelegt und beim aktuellen Treffen großzügige Finanzhilfen für den am niedrigen Ölpreis leidenden russischen Energiekonzern Rosneft vorgeschlagen, an dem sich Japan mit zehn Prozent beteiligen möchte.

Geplant ist zudem ein hochmodernes, von Japan finanziertes Spital in der Region, um die Krankenversorgung zu verbessern.

Mit Putin im heißen Wasser

Am 15. Dezember wird Russlands Präsident Putin zum Missfallen der USA zu einem Staatsbesuch nach Japan kommen – allerdings wegen der diplomatischen Bedenken nicht nach Tokio, sondern in Abes Heimatpräfektur Yamaguchi-ken. Dabei schwebt ihm eine ungewöhnliche Strategie vor: Japans Premier will mit Putin ein japanisches Heilbad, ein sogenanntes Onsen, besuchen, um dem russischen Staatschef beim gemeinsamen Sitzen im heißen Wasser einen Kompromiss in der Kurilen-Frage abzuringen.

James Brown, Politikprofessor an der Temple University in Tokio, ein Kenner der russisch-japanischen Beziehungen, glaubt nicht an einen Erfolg der Onsen-Politik. Für ihn betreibt Putin eine Hinhaltetaktik, die vor allem einer Brüskierung der USA dienen soll.

Japans Bevölkerung aber wünscht die Rückkehr der Inseln, die Japan bei der Unterzeichnung der Kapitulationserklärung am 2. September 1945 freilich offiziell abgetreten hatte. (Siegfried Knittel aus Tokio, 5.9.2016)