Werner Amon, 47-jähriger Steirer, ist seit 1994 Nationalratsabgeordneter der ÖVP.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Parteiinsider meinten vor dem sonntäglichen ÖVP-Parteivorstand selbstironisch: "So, wie ich die ÖVP kenne, wird die Obmannschaft kein Thema sein." Das heißt im Klartext: Natürlich wird, wenn überall rund um die ÖVP über das Thema "Obmannwechsel oder doch (noch) nicht" diskutiert, spekuliert oder fantasiert wird, wohl oder übel auch darüber gesprochen – nur die Freude, zum jetzigen Zeitpunkt Parteichef Reinhold Mitterlehner auszutauschen und den jungen Außenminister Sebastian Kurz ins Rennen zu schicken, wollten die Schwarzen zumindest an diesem Sonntagabend der politischen Konkurrenz und diversen Beobachtern nicht machen.

Amon einstimmig gewählt

Allerdings wollte Parteichef Mitterlehner laut STANDARD-Informationen doch eine Entlastung in der Chefdebatte, und zwar über eine personelle Neugestaltung des Generalsekretariats. Sonntagabend wurde dann der langjährige Nationalratsabgeordnete Werner Amon aus der Steiermark einstimmig in die Funktion des Generalsekretärs gewählt.

Der 47-Jährige, der seit 1994 für die ÖVP im Parlament sitzt, folgt Peter McDonald, den Mitterlehner im Oktober 2015 selbst aus dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger geholt hatte. Unter seiner Führung agierte das schwarze Generalsekretariat bedenklich unagil. Wäre nicht Klubchef Reinhold Lopatka im Parlament permanent hochtourig – aus Sicht von Regierungspartner SPÖ mitunter auch etwas hyperaktiv und koalitionsstrapazierend – unterwegs als Themensetzer, wäre die Volkspartei wenig sichtbar.

McDonald sprach laut APA von einem persönlichen Beschluss, die Parteifunktion zu verlassen. "Ich bin angetreten, um das Amt des Generalsekretärs neu zu definieren. Weg vom Wadlbeißer-Image – hin zu einer politischen Koordinierungsfunktion, die weiter denkt, als bis zur morgigen Schlagzeile." Er habe sich "persönliche Ziele und Fristen gesetzt und muss nach fast einem Jahr als Generalsekretär erkennen, dass ich nicht schnell genug weiterkomme". Daher habe er "für mich entschieden, das Amt zur Verfügung zu stellen und beruflich einen neuen Weg einzuschlagen".

Amon soll Profil schärfen

Werner Amon selbst ging am Sonntag noch nicht mit einem Statement an die Öffentlichkeit. Er will sich am Montag zu seinem neuen Parteiamt äußern. Parteichef Mitterlehner, der McDonald für seine Dienste dankte, betonte aber, dass der "politische Vollprofi" Amon das "Profil und den Markenkern der ÖVP weiter schärfen soll". (Lisa Nimmervoll, Michael Völker, 4.9.2016)