Linz/Steyr – Der Prozess um ein "Drittes Geschlecht" ist nicht nur Neuland für Juristen und Juristinnen, auch die Berichterstattung steht vor einem ungewohnten Problem: Wie nennt man jemanden, der weder Mann noch Frau ist? Die deutsche Sprache kennt hier keine Lösung, wie man sie beispielsweise in Schweden schon gefunden hat. Kläger Alex Jürgen will am liebsten mit "Herm" angesprochen werden.

"Im Alltag ist es für mich okay, wenn jemand Herr sagt, und es ist okay, wenn jemand Frau sagt", hat sich der offen intersexuell lebende Oberösterreicher mit dem sprachlichen Dilemma offenbar teilweise abgefunden, hätte aber eine Lösung parat: "Wenn mich jemand höflich ansprechen will, dann mit Herm Alex" (von Hermaphrodit, Anm.), sagt er. Er? Sie? – "Es ist beides okay, weil beides falsch ist", meint Anwalt Helmut Graupner. Ein geeignetes Pronomen fehlt aber. Während die einige Länder bereits die juristische Geschlechtsbezeichnung "X" kennen, hinkt die Sprache hinterher. Dabei sind laut Alex Jürgen 1,7 Prozent der Weltbevölkerung intersexuell.

Geschlechtsneutrale Pronomen

In Schweden wurde das sprachliche Dilemma schon vor einigen Jahren gelöst. Allerdings unter anderen Voraussetzungen: Denn die schwedische Grammatik kennt grundsätzlich kein "männlich" und "weiblich" für Substantive. Dinge sind entweder sächlich, also "neutrum" – oder nicht, was grammatikalisch als "utrum" (gemeinsames Geschlecht, genus commune) bezeichnet wird.

Für Personen gibt es freilich entsprechende Fürworter: "hon" (sie) und "han" (er). Und seit neuestem ein drittes, nämlich "hen" – zum geschlechtsneutralen Formulieren, aber auch geeignet für Menschen unbestimmten Geschlechts. Ohne Debatten verlief diese Neuerung nicht. Sie wurde aber 2015 in die Wörterliste der Schwedischen Akademie aufgenommen und somit von höchster Stelle abgesegneter, offizieller Sprachgebrauch. Man habe durchaus Zweifel gehabt, sagte damals der Hauptverantwortliche in der Akademie, habe aber festgestellt, dass sich das Wort im Schwedischen etabliert habe. (APA, 5.9.2016)