Wien – Nach massiver Kritik der Hietzinger Bezirksvorstehung am geplanten Großparkplatzprojekt vor Schönbrunn hat die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB), die im Eigentum des Bundes steht, am Montag adaptierte Pläne vorgestellt. Demnach sollen auf dem Vorfeld des Touristenmagnets zwischen U4 und Schönbrunner Schlossstraße statt der bisher geplanten 72 Busparkplätze 52 Abstellmöglichkeiten realisiert werden.

So soll das Vorfeld von Schloss Schönbrunn künftig aussehen.
Foto: ZOOM VP.at

Der neue Fußweg für Schönbrunn-Besucher entlang der U-Bahn soll im Vergleich zu bisherigen Plänen von rund drei Meter auf 4,5 Meter vergrößert werden. Bei der U-Bahn-Station Schönbrunn soll ein kleiner Platz für Besucher entstehen. Dazu kommen mehr Grünflächen als bisher projektiert, insgesamt machen diese rund 15 Prozent der Fläche aus.

"Das ist keine Betonwüste", verteidigte Gerhard Nestler vom Ziviltechnikbüro FCP – Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH die Pläne. SKB-Geschäftsführer Franz Sattlecker räumte ein, dass man von einer "genialen Lösung meilenweit entfernt" sei. Aber um der chronischen Parkplatzproblematik vor Schönbrunn Herr zu werden, gebe es eben "keine geniale Lösung". Der auch den Verkehr störende Parkplatzstreifen für Busse entlang des Schlosses werde laut Sattlecker jedenfalls mit dem Bau des Busparkplatzes gestrichen.

Bis 45 Prozent der Besucher mit Bus

Auch wenn es keinen neuen Busparkplatz gebe, würde Schönbrunn als Tourismushotspot weiterhin massiv von Bussen angefahren werden. Sattlecker: "Das ist eben so." Laut Sattlecker reisen rund 40 bis 45 Prozent der Schönbrunn-Besucher mit dem Bus an. Im Jahr 2015 bedeuteten 3,6 Millionen Besucher in und um das Schloss – plus acht Prozent gegenüber 2014 – einen neuen Rekord.

Dort, wo der Busparkplatz entstehen soll, gab es zuvor ein Sportzentrum, das 2012 schließen musste. Seither liegt die Fläche brach (siehe Bild).

Foto: Krutzler

Direkt anschließend gibt es schon jetzt einen Parkplatz. Dieser soll künftig nach einer Neugestaltung 230 Pkws Platz bieten. Bei Überbelegung des Busparkplatzes sollen hier vor allem in der Nacht auch bis zu 20 Busse abgestellt werden können.

Neben dem Parkplatz sollen auch ein 70 Meter langer Busterminal sowie Toilettenanlagen und ein kleiner Shop samt Ticketverkaufsstelle entstehen. Das Projekt kostet insgesamt rund 4,9 Millionen Euro und wird zur Gänze von der SKB finanziert.

Stadt steht hinter Parkplatzprojekt

Die rot-grüne Stadtregierung steht hinter dem Großparkplatz – auch, um Busse, sofern dies möglich ist, außerhalb des Gürtels halten zu können. Am Mittwoch wird das adaptierte Konzept im zuständigen Ausschuss des Gemeinderats behandelt. Die Umwidmung von Parkschutz- in ein Parkplatzgebiet dürfte im Oktober im Gemeinderat durchgewinkt werden. Als Baubeginn wird von der SKB nach einer europaweiten Ausschreibung des Bauprojekts frühestens Ende 2017 / Anfang 2018 anvisiert.

Bezirkschefin Kobald: "Peinlichkeit"

Die Forderung der Hietzinger Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) nach einer unterirdischen Parkgarage statt der geplanten "Betonwüste" bezeichnete Sattlecker als "weder finanzierbar noch sonst wünschenswert". Kobald begrüßte im Gespräch mit dem STANDARD zwar, dass der Busparkplatz redimensioniert wurde. In der Flächenwidmung soll zudem vermerkt werden, dass eine unterirdische Parkgarage auf dem Areal des Pkw-Parkplatzes in Zukunft nicht ausgeschlossen sei.

Dennoch lehnt sie die aktuellen Pläne ab. Kobald spricht von einem "kulturpolitischen Desaster" und einer "architektonischen Peinlichkeit". Die vorliegenden Pläne seien eine "Billigsdorfer-Husch-Pfusch-Lösung" und "kein tragfähiges Zukunftsprojekt". (David Krutzler, 5.9.2016)