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Donald Trump sei "perfektes Material für eine Karikatur", sagt Garry Trudeau – hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 2007.

Foto: AP Photo/Toby Talbot

Garretson Beekman Trudeau ist bereits mit Donald Trump aneinandergeraten, als an eine Präsidentschaftskandidatur des Bauunternehmers noch nicht zu denken war. Trudeau ist Karikaturist, einer der besten seines Fachs, was man schon daran erkennt, dass er für seine "Doonesbury"-Comicgeschichten den Pulitzer-Preis gewonnen hat. Wie viele andere auch ist er fasziniert von Trumps Frisur, nach seinen Worten das Produkt einer rätselhaften Mischung aus Haarlack, Webkunst und der Art, wie man ausgestopfte Tiere präpariert. Und weil Garry Trudeau den schrillen Egomanen aus Queens seit fast 30 Jahren in seinen Zeichnungen aufs Korn nimmt, ist er in diesem Wahljahr zu einer Autorität in Sachen Trump geworden.

Ich habe Trudeau neulich zugehört, wie er in einer Washingtoner Buchhandlung eine Sammlung seiner Comicstrips präsentierte. "Yuge! 30 Years of Doonesbury on Trump": Stellenweise ist es eine Offenbarung. Beeindruckend der Weitblick des Zeichners, der eben doch schon an eine Trump'sche Präsidentschaftskandidatur dachte, als die meisten Amerikaner allein den Gedanken daran für absurd gehalten haben dürften. 1987 war das, Trudeau ließ die Reporter seiner Cartoons fragen, ob Mister Trump an einer politischen Karriere bastle und sich vielleicht um einen Sitz im Kongress bewerben wolle. Worauf der Baulöwe antwortet: "Präsident, verbinden Sie es mit dem Wort Präsident."

Übliche Reaktion Trumps

Treffsicher auch, wie Trudeau schon damals das Populistische an Trump auf den Punkt brachte. In einer seiner Serien wird der Baulöwe gefragt: "Herr Trump, Sie lassen Luxuswohnungen und Casinos bauen; glauben Sie, dass Sie irgendeine Beziehung zu Wählern bescheidenen Einkommens haben?" Darauf der Tycoon: "Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, mit Leuten bescheidenen Einkommens zu arbeiten." In welcher Rolle? "Um sie aus ihren Wohnungen zu werfen. Ich habe gesehen, wie diese Leute leben." Schon damals machte Trudeau eine Erfahrung, wie sie im diesjährigen Wahlzyklus nahezu jeder Prominente machen musste, der sich Kritik an dem dünnhäutigen Bewerber erlaubte: Er wurde aufs Übelste beschimpft. Trump nannte ihn einen drittklassigen Zeichner, einen schmierigen Typen, einen totalen Verlierer.

Alles an dem Mann sei derart übertrieben gewesen, dass er gar nicht anders konnte, als ihn satirisch aufzuspießen, blendete der Meister der Cartoons beim Gespräch in der Buchhandlung zurück. Seine Haarpracht. Die Art, wie er rede. Die groteske Selbstüberschätzung. "Perfektes Material für eine Karikatur", sagte Trudeau. Auf die Idee, "The Donald" ein paar Bildgeschichten zu widmen, hatte ihn übrigens ein ganzseitiges Zeitungsinserat gebracht. "Die Welt lacht über Amerikas Politiker", wetterte der Mogul vor 29 Jahren in einem "offenen Brief von Donald J. Trump" und sprach von einer Katastrophe, die dem Land zwangsläufig blühe, falls es nicht schnellstens seinen Kurs ändere. Kein Wunder, dass Trudeau von einem Déjà-vu spricht, wenn er die Parolen des Jahres 2016 hört.

Eine Autorität auf dem Gebiet der Trumpologie, wie gesagt. Wobei auch Trudeau weiß, dass der Milliardär am 8. November nicht als chancenloser Außenseiter antreten wird, dass man ihn ernst nehmen muss, ihn nicht schon jetzt abschreiben kann. Gewinnt Hillary Clinton, hat er vor kurzem in einem Interview gesagt, werde er das tägliche Theater vermissen, das mit einem Donald Trump im Weißen Haus fast schon programmiert wäre. "Gewinnt Trump, werde ich die Zivilisation vermissen, wie wir sie bisher kennen." (Frank Herrmann, 6.9.2016)