Berlin – Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) warnt davor, über die rechtspopulistische AfD "mit Schaum vor dem Mund" zu berichten. Die AfD in der Berichterstattung möglichst auszublenden, hält der langjährige Journalist und Dozent für Medienwissenschaften, Frank Überall, ebenfalls für eine falsche Strategie.

"Ich war immer ein Gegner davon, Parteien wie die AfD in den Medien zu ignorieren", sagte Überall am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Jede Form von Dämonisierung sei verkehrt. "Wir müssen uns mit der Partei auseinandersetzen."

Medien hätten ja gerade die Funktion zu berichten und zu erklären, so der DJV-Chef. "Auch über Dinge, die wir als abseitig betrachten." Schwierig sei das oft, weil die AfD mit Populismus spiele. "Die AfD setzt auf Effekthascherei", sagte Überall. "Damit müssen sich Journalisten professionell auseinandersetzen und dürfen sich nicht dazu hinreißen lassen, tendenziös über sie zu berichten, wie in den Lügenpresse-Vorwürfen immer wieder anklingt." Dass die AfD wie zuletzt bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am Sonntag einen solchen Wählerzulauf habe, stelle die Medien vor eine Herausforderung.

Journalismus als Dienstleistung

Umso wichtiger sei es, der AfD mit professionellem Handwerk zu begegnen. "Wir müssen bei aller Distanz unseren Job machen", sagte Überall. Und der sei die Dienstleistung für den Leser, Hörer oder Zuschauer, sich das Auftreten der Partei vorurteilsfrei anzuschauen und zu analysieren. "Und selbst dann, wenn Medien oder man selbst angegriffen wird, muss man sich zwingen, professionell zu bleiben."

Tatsächlich gebe es bei vielen Medien eine große Unsicherheit, mit dem Populismus der AfD umzugehen, sagte Überall. "Viele Journalisten sind damit in diesem Umfang bisher nicht in Berührung gekommen." Andererseits komme auf die AfD nun ohnehin die Schwerarbeit in den Parlamenten zu. "Ich glaube, dass sich viele AfD-Abgeordnete selbst entlarven." (APA, 5.9.2016)