Das AMS vergibt Aufträge für Deutschkurse an mehrere Institute. Wie viel Vorbereitungszeit diese den Trainern vergüten, ist verschieden.

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Wien – Sprachkenntnisse gelten als wichtiger Baustein für Integration, doch Lehrende, die an einem vom Arbeitsmarktservice (AMS) beauftragten Institut Deutsch als Fremdsprache unterrichten, kritisieren die dort herrschenden Arbeitsbedingungen und die Bezahlung. Eine Trainerin wandte sich im Namen mehrerer Lehrender an den STANDARD. Sie wird hier Sophie L. genannt (alle Namen der Redaktion bekannt, Anm).

Für die Trainer, großteils mit akademischem Abschluss, gilt der Kollektivvertrag für private Bildungseinrichtungen. Arbeiten sie Vollzeit, verdienen sie rund 1600 Euro netto, je nach Vordienstzeit. Ein Kurs mit rund zehn Teilnehmern dauert am Tag drei Stunden und besteht aus 50-Minuten-Einheiten. Laut L. haben Lehrende bei der Best in Training (bit) Schulungscenter GmbH teils bis zu neun Kursstunden an bis zu vier Tagen pro Woche.

"Das ist brutal", sagt der langjährige Trainer eines anderen Instituts, der hier Stefan F. genannt wird – "das halten viele nur ein paar Monate durch". Laut Ewald Eckl, Geschäftsführer der bit Schulungscenter GmbH, absolvieren bei bit nur einzelne Lehrende Neun-Stunden-Tage, diese würden dezidiert Vollzeit arbeiten wollen. Und eine hohe Fluktuation sei bei bit kein Thema, das könne er belegen.

Jour fixes seit öffentlicher Kritik

Weitere große Institute auf dem Sektor sind Ibis Akam, Mentor, ZIB Training und das Berufsförderungsinstitut (BFI). Sie konkurrieren um die vom AMS vergebenen Aufträge. Die Arbeitsbedingungen der Trainer waren schon einmal öffentlich ein Thema. Seither gebe es Jour fixes mit dem AMS, um Probleme zu besprechen, heißt es vom AMS Wien.

L. kritisiert, dass bei bit maximal zehn Prozent der Zeit, die ein Lehrender vor Klassen verbringt, zusätzlich als Vorbereitungszeit bezahlt werden. Eckl zufolge sind es bis zu 12,5 Prozent – so viel wie mit dem AMS ausgehandelt. Laut Stefan F. sind bei anderen Instituten 15 Prozent üblich. Dem AMS Wien zufolge werden rund 20 Prozent Vorbereitungszeit als Richtwert angenommen, Institute, die weniger veranschlagen (das sei oft der Fall), müssten das begründen und sicherstellen, dass dies die Qualität nicht beeinträchtige. Das funktioniere, heißt es beim AMS.

Pausen voll bezahlt

Eckl führt noch an, dass das bit auch Pausen zwischen Klassen voll bezahlt. Oft hätten Kursteilnehmer dann Fragen oder Probleme zu besprechen, erwidert die Lehrende Sophie L. "Ich sehe sehr wohl, dass Pausen konsumiert werden", entgegnet Eckl.

Bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen sei, so sagt L., schwierig. Eine Betriebsversammlung, um die Lage zu besprechen, sei von der Geschäftsleitung aufgelöst worden. Eckl erläutert, da diese nicht angemeldet worden sei, habe es sich nicht um eine Betriebsversammlung gehandelt. L. und F. zufolge würden sich nur wenige trauen, für bessere Bedingungen einzutreten. Viele Kollegen seien zudem Absolventen eines Deutschstudiums in Ungarn – einige von ihnen würden ihre Rechte hier laut L. nicht kennen.

"Alle im Wettbewerb"

Die Trainer fordern nun acht bezahlte Vorbereitungsstunden bei 30 Stunden Kurszeit sowie unter anderem psychologische Betreuung und die Eingliederung in den staatlichen Sektor. Die Forderungen habe man der bit-Geschäftsführung vorgelegt, bisher aber ohne Reaktion. Man könne über mehr bezahlte Vorbereitungszeit reden, räumt Eckl auf STANDARD -Anfrage ein. Die Bedingungen müssten dann aber für alle Institute gelten: "Wir stehen alle im Wettbewerb miteinander." (Gudrun Springer, 6.9.2016)