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Mailand im vergangenen Dezember. Eine aktuelle Studie liefert Hinweise darauf, dass Luftverschmutzung auf Dauer zu Plaque-Bildung im Gehirn führen kann. Diese Beta-Amyloid-Ablagerungen können auch bei Alzheimer-Kranken in erhöhter Dichte auftreten.

Foto: AP/Antonio Calanni

Washington/München – Feinstaub gehört zu den unangenehmsten Begleiterscheinungen eines Lebens in der Stadt. Die kleinen Partikel in der Luft verursachen nämlich eine Reihe von Krankheiten: In Gebieten mit hohen Feinstaubkonzentrationen treten Schlaganfälle und Herzinfarkte häufiger auf, zudem gehören Lungenkrebs, Allergiesymptome, asthmatische Erkrankungen und generelle Atemwegsbeschwerden zu den bekannten gesundheitlichen Folgen von Feinstaub.

Experten schätzen die Zahl der Toten durch Feinstaub und Ozon allein in Deutschland auf jährlich 35.000. Außerdem geht man davon aus, dass hierzulande mehr Menschen durch die Folgen der Verkehrsabgase sterben als bei Verkehrsunfällen. Studien haben aber auch gezeigt, dass Feinstaub mit geringer Partikelgröße potenziell negative Auswirkungen auf die neurologische und kognitive Entwicklung von Kindern hat und die Gehirnmasse verringern kann.

Aufnahme über den Geruchskanal

Solche Nanopartikel können nämlich durch den Geruchskanal direkt ins Gehirn gelangen. Experimentelle Studien liefern seit über einem Jahrzehnt Hinweise darauf, dass sich im Gehirngewebe von Verstorbenen, die über lange Zeit einer hohen Luftverschmutzung ausgesetzt waren, vermehrt Beta-Amyloid Ablagerungen finden. Extrazelluläre Ablagerungen von Beta-Amyloid (Plaque-Bildung) treten im Gehirn von Alzheimer-Kranken in erhöhter Dichte auf.

Eine kausale Verbindung zwischen der vermehrten Inhalation von Feinstäuben und einem vermehrten Auftreten von Alzheimer ist bis heute nicht nachgewiesen. Doch nun behauptet ein internationales Forscherteam um Barbara Maher (Uni Lancaster) im Fachblatt "PNAS", dass speziell das vermehrte Vorkommen von magnetischen Magnetit-Partikeln im Gehirn positiv mit der Alzheimer Krankheit korreliert.

"Von äußerster Wichtigkeit"

Die Mediziner hatten für ihre Studie Proben aus Gehirnen von 38 zum Teil an neurodegenerativen Krankheiten verstorbenen Menschen aus Mexiko-Stadt und Manchester untersucht und in allen Proben Ansammlungen der Eisenoxid-Nanopartikel gefunden. Zwar ist die Anzahl der analysierten Gehirne zu klein für statistisch valide Aussagen, und die Korrelation zwischen Feinstaubdosis, Magnetit im Gehirn und Alzheimer ist zudem schwach.

Dennoch beurteilt etwa der deutsche Experte Wolfgang Kreyling, der an der Untersuchung nicht beteiligt war, diese höchst positiv: "Die aktuelle Studie ist von äußerster Wichtigkeit, weil es bereits unterschiedlichste Hinweise und jede Menge Spekulationen darüber gibt, ob und wenn ja wie anthropogen erzeugte mineralische Nanopartikel in das Gehirn einwandern und sich dort ansammeln können."

Barbara Maher wiederum, die Studienleiterin, hat als Folge der Entdeckungen ihr Verhalten im Straßenverkehr adaptiert, wie sie dem Fachblatt "New Scientist" mitteilte: Als Fußgängerin meidet sie, wenn möglich, dicht befahrene Straßen und geht am Gehsteig möglichst straßenfern. Und im Auto sei es wichtig, für möglichst viel frische Luft zu sorgen. (tasch, 5.9.2016)