Wien – Deutschland hat ihn seit zwölf Jahren, die Schweiz seit acht, und seit heuer hat auch Österreich einen eigenen, vom Bundeskanzleramt, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien ausgerichteten nationalen Buchpreis, der am 8. November im Vorfeld der Buch Wien zum ersten Mal vergeben wird.

In den Nachbarländern hat sich gezeigt, dass solche Buchpreise einzelnen Büchern, vor allem den Gewinnern, neben einer erklecklichen Preissumme (in Österreich 20.000 Euro) einen nicht zu unterschätzenden Publizitäts- und Verkaufsschub bescheren. So verkauften sich von Arno Geigers Roman Es geht uns gut, nachdem der Autor 2005 den ersten Deutschen Buchpreis gewonnen hatte, eine halbe Million Exemplare, bei Uwe Tellkamps Roman Der Turm waren es im Jahr 2008 800.000 Bücher und bei Julia Francks Die Mittagsfrau ein Jahr davor eine Million. Die zahlreichen verkauften Auslandslizenzen zeigen, dass der Preis auch bei ausländischen Verlagen Interesse weckt.

Zwar ist der Buchpreis-Effekt nicht immer so ausgeprägt wie in den erwähnten Beispielen, aber auch auf österreichische Verhältnisse umgelegt dürfte er beträchtlich sein. Was auch damit zu tun hat, dass die Preise mit der stufenweisen Bekanntgabe einer Long- und später einer Shortlist (fünf Titel) sowie der öffentlichkeitswirksamen Livekür des Gewinners sich marketingmäßig entsprechend ausschlachten lassen. Aus den 95 von 62 Verlagen eingereichten Titeln, die zwischen Oktober 2015 und Oktober 2016 erscheinen, hat die Jury (Klaus Amman, Rotraud Schöberl, Sandra Kegel, Kurt Reissnegger und Brigitte Schwens-Harrant) nun zunächst die zehn Titel umfassende Longlist für den Österreichischen Buchpreis herausdestilliert.

Nominiert sind: Michael Köhlmeier (mit Das Mädchen mit dem Fingerhut), Friederike Mayröcker (fleurs), Ann Cotten (Verbannt! Versepos), Daniela Emminger (Gemischter Satz), Sabine Gruber (Daldossi oder Das Leben des Augenblicks), Peter Henisch (Suchbild mit Katze), Reinhard Kaiser-Mühlecker (Fremde Seele, dunkler Wald), Anna Mitgutsch (Die Annäherung), Kathrin Röggla (Nachtsendung) und Peter Waterhouse (Die Auswandernden). Für den Debütpreis sind Sacha Batthyany (Und was hat das mit mir zu tun?), Friederike Gösweiner (Traurige Freiheit) und Katharina Winkler (Blauschmuck) nominiert.

Über Juryentscheidungen lässt sich immer streiten, und je nach literarischer Vorliebe kommen einem eine ganze Reihe Namen in den Sinn, die man sich auf der Liste gewünscht hätte. Die erste Langliste zum Österreichischen Buchpreis hält sich indes stark an das Bewährte, die eine oder andere Überraschung hätte nicht geschadet. Die Shortlist wird am 11. Oktober bekanntgegeben. (steg, 6.9.2016)