Währing hat's seit Montag: das Parkpickerl. Vor allem im Grenzbereich zum 18. Bezirk bekommen Autofahrer in Döbling das zu spüren.

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Wien – Viele Döblinger, die im Grenzbereich zu Währing wohnen, hatten zu Wochenbeginn plötzlich ihre Not, einen Parkplatz zu finden. Denn der Wiener Nachbarbezirk ist seit Montag von 9 bis 19 Uhr Kurzparkzone. Zahlreiche Autofahrer, die bisher in Währing gratis geparkt hatten, wichen deshalb auf den 19. Bezirk aus, wo die Fahrzeuge dann dicht hintereinander standen.

Döblings Bezirksvorsteher Adi Tiller (ÖVP), der sich selbst ein Bild von der Lage gemacht hat, zieht daraus nun Konsequenzen: Dienstagvormittag sagte er dem STANDARD, er habe "alles eingeleitet", um die Bürgerbefragung zum Parkpickerl vorzuziehen, und zu diesem Zweck für 14. September die Verkehrskommission einberufen lassen. "Da werden wir hoffentlich beschließen, dass wir die Befragung vorziehen", sagt Tiller. Diese könne dann schon im Oktober statt wie zuletzt angekündigt Anfang 2017 stattfinden.

Halbes Jahr für Vorbereitung

Sollte sich die Mehrheit der Döblinger für ein Parkpickerl aussprechen, "wird's erledigt", sagt Tiller, der vor allem in dem an Währing grenzenden Bereich große Zustimmung erwartet. Bei einem Ja des Bezirks brauche die Stadt rund ein halbes Jahr, bis alles vorbereitet sei. "Das heißt, wir könnten im Sommer kommenden Jahres ein Parkpickerl haben", sagt Tiller.

Die Menschen in den Bezirksteilen Grinzing und Sievering hätten mit dem zahlungspflichtigen Parken keine Freude, meint der Bezirksvorsteher. Das Parkpickerl solle aber, wenn es komme, im gesamten Bezirk gelten – nur für einige Zonen, etwa die Parkplätze beim Krapfenwaldbad, am Cobenzl und am Kahlenberg, müsse man sich andere Regelungen überlegen.

Rückzieher Anfang 2016

Die Döblinger SPÖ kritisierte die aktuelle Situation am Dienstag scharf: "Seit Montag herrscht Parkplatzchaos in Döbling", stellte der stellvertretende Bezirksvorsteher Anton Mandl in einer Aussendung fest. Die ÖVP habe zugeschaut und sei "für das Parkplatzchaos verantwortlich", FPÖ und Neos ebenso. Tiller hatte Ende 2015 zunächst die Einführung des Parkpickerls angekündigt, im Februar kam dann aber doch eine Absage. In der Sitzung der Verkehrskommission stimmten damals ÖVP, FPÖ und Neos gegen die Parkraumbewirtschaftung.

Die FPÖ teilte am Dienstag aber mit, eine Befragung im Frühjahr nach wie vor für "weitaus sinnvoller" zu halten. Man solle die Auswirkungen des Währinger Parkpickerls auf Döbling über Monate beobachten und das Ergebnis dann sprengelweise auszählen, fordert der Döblinger FPÖ-Obmann und Klubobmann im Wiener Rathaus Dominik Nepp.

Die Neos fordern nun eine schnelle Lösung unter Einbindung der Döblingerinnen und Döblinger. Man stehe vor einem Dilemma, das absehbar gewesen sei, hieß es am Dienstag in einer Aussendung.

Gut 9.000 Parkpickerl in Währing

In Währing wurden bisher laut orf.at gut 9.000 Parkpickerl beantragt, wobei es aber rund doppelt so viele Fahrzeuge im Bezirk gebe. Wer dort ohne Parkschein oder Aufkleber sein Auto abstellt, wird bis Donnerstagfrüh noch nicht bestraft, erhält aber einen Infozettel an die Windschutzscheibe gesteckt.

Auch die Bezirke Hietzing und Simmering wollen ihre Bewohner über das Parkpickerl abstimmen lassen. Diese Befragungen sind, so hieß es Mitte August, für Anfang 2017 vorgesehen. (Gudrun Springer, 6.9.2016)