Der Adobe Flash Player ist der Zombie der Softwarewelt: Alle wollen ihn loswerden, aber so einfach gibt er keine Ruhe. (Foto aus der TV-Serie "The Walking Dead")

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Es gibt wohl nur wenige Technologien, die sich über die Jahre einen dermaßen negativen Ruf eingehandelt haben wie Adobe Flash. Vor allem eine nicht endenwollende Reihe an kritischen Sicherheitslücken war es, die dem Ansehen des zugehörigen Browser-Plugins massiv geschadet hat. Mittlerweile haben mehrere Browserhersteller angekündigt, dass sie die Flash-Unterstützung schrittweise einschränken wollen, mit einem schnellen Aussterben von Flash-Inhalten ist im Web trotzdem nicht zu rechnen. Gibt es doch eine Fülle an bestehenden Webseiten, bei denen ein größeres Update, wie es für einen Wechsel auf HTML5 notwendig wäre, nicht mehr zu erwarten ist. Angesichts dessen hat sich der Hersteller nun zu einem Schritt entschlossen, den wohl nur die wenigsten erwartet hätten.

Comeback

Adobe bietet in Zukunft wieder eine aktuelle Version des Flash Players für Linux an, dies kündigt das Unternehmen in einem Blogeintrag an. Eine aktuelle Beta kann bereits von der Seite des Unternehmens heruntergeladen werden. Damit kehrt man eine vor vier Jahren getroffene Entscheidung um, seitdem steht der Linux-Flash-Player auf der Version 11.2 fest, und es werden nur Updates für die wichtigsten Sicherheitslücken vorgenommen.

Grund für das Umdenken sind Sicherheitsüberlegungen. Hat Adobe doch in den letzten Monaten – mit Unterstützung von Partnern wie Microsoft und Google – einige grundlegende Änderungen an der Softwarearchitektur des Flash Players vorgenommen, die Angriffe wesentlich schwerer machen sollen. Von diesen profitiert die Linux-Version aber bisher nicht, und ist so anfälliger für Attacken als die OS-X- oder Windows-Ausgaben.

Einschränkungen

Das Update auf die aktuelle Version 23 bedeutet aber nicht, dass der Linux-Flash-Player mit den Ausgaben für Windows und OS X gleichzieht. Da es hier vor allem um Sicherheit gehe, verzichte man aufwändige neue Features wie hardwarebeschleunigte 3D-Darstellung oder den Support für DRM-geschützte Videos vollständig zu implementieren.

Betont sei bei all dem, dass es im konkreten Fall um die NPAPI-Ausgabe des Flash Players geht. NPAPI ist ein altes, von Netscape entwickeltes Plugin-Format, das unter anderem noch vom Firefox genutzt wird. Die Linux-Version von Chrome wird hingegen schon bisher mit einer aktuellen Flash-Version ausgeliefert, darum kümmert sich Google und nutzt dafür mit PPAPI ein eigenes Plugin-Format, das die Isolierung von entsprechenden Inhalten ermöglicht.

Vorerst keine Einstellung

Wer sich über die unerwartete Wiederauferstehung des Linux-Flash-Players noch nicht genügend gewundert hat, für den hat Adobe aber noch eine zweite Überraschung bereit. Entegegen früheren Plänen soll die klassische Version für das freie Betriebssystem auf Sicht weiterentwickelt werden. Das für 2017 anvisierte Ende der NPAPI-Version für Linux ist damit also vorerst vom Tisch. (apo, 6.9.2016)