Acht fossile Vogelbeine aus der Grube Messel lassen vermuten, dass sie die Überreste einer Krokodilmahlzeit darstellen.

Foto: Springer Heidelberg

Anhand der untersuchten Fossilien zeigt sich, dass die Artenvielfalt der Vögel in der Region vor 48 Millionen Jahren höher war, als bisher angenommen.

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Frankfurt – Die Grube Messel ist nicht umsonst UNESCO-Weltnaturerbe: Der stillgelegte Ölschiefer-Tagebau hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als schier unerschöpfliche Quelle für Fossilien aus dem Eozän erwiesen. Allein über 1.000 Vogel-Überreste konnten bislang freigelegt werden, rund 60 unterschiedliche, hauptsächlich kleinere Arten wurden dabei identifiziert.

In seltenen Fällen lässt sich anhand der Fossilien auch erkennen, wie die jeweiligen Exemplare vor Jahrmillionen ums Leben gekommen sind: Gerald Mayr und seine Kollegen von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben bei der Untersuchung von bisher unbeschriebenen fossilen Vogelbeinen und -füßen entdeckt, dass ihre ursprünglichen Besitzer vermutlich Krokodilen zum Opfer gefallen sind.

Insgesamt acht zuvor unbeachtete, 48 Millionen Jahre alte Vogelbeine hat Mayr dabei genauer unter die Lupe genommen: "Die gebrochenen Knochen und die fehlenden Enden der Vogelbeine an sieben der untersuchten Knochen sprechen dafür, dass die Vögel von einem Räuber angegriffen und gefressen wurden", erläutert der Frankfurter Ornithologe. Vieles deutet dabei auf Krokodile hin. Um die relativ großen Vögel fangen zu können, darf der Räuber nicht zu klein sein – große Raubsäugetiere oder -fische sind aus Messel nicht bekannt. "Es gibt aber sieben beschriebene Krokodilarten, die im Messel-See lebten."

Unglück für die Vögel, Glück für die Forscher

Da es sich bei den fossilen Vögeln um landlebende Tiere handelte, fingen die Reptilien ihre Beute vermutlich lebend in Ufernähe oder wenn diese tief über der Wasseroberfläche flogen. Mayr vermutet, dass die Krokodile die Vögel an einem Bein packten, welches dann aus dem Körper gerissen wurde, als die Beutetiere versuchten, zu fliehen.

Was für die Vögel schlecht ausging, ist für die Messelforscher ein Glücksfall: Die Knochen gehören beinah alle zu bisher aus Messel unbekannten Arten und zeigen, dass die Vielfalt der dortigen Vogelwelt noch höher war, als bisher vermutet. "Leider sind die Knochen überwiegend in einem relativ schlechten Zustand, so dass eine Bestimmung auf Artebene nicht möglich ist – dennoch können wir aus den Fossilien ableiten, dass diese Funde für Messel neu sind", ergänzt Mayr. (red, 6.9.2016)