Brasilien hat ein Kokain-Problem. Der Verbrauch ist etwa viermal so hoch wie im Rest der Welt.

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Rio de Janeiro – Brasilianische Wissenschafter wollen die Sucht nach Kokain mit einem Impfstoff bekämpfen. "Wir haben ein Molekül entwickelt, das das Immunsystem stimuliert, um Antikörper gegen Kokain zu produzieren", sagt Angelo de Fatima, Professor am Lehrstuhl für organische Chemie der Bundesuniversität von Minas Gerais.

"Diese Antikörper sollen das Kokain blockieren und daran hindern, ins Gehirn zu gelangen", beschreibt Fatima die Wirkungsweise. Dadurch werde der euphorisierende Effekt der Droge gemindert. Den Namen des Moleküls will Fatima nicht verraten, da der Wirkstoff noch nicht patentiert sei.

Mäßige Erfolge

Fatima ist einer von zwei Leitern des Forschungsprojekts, das seit zweieinhalb Jahren läuft und sich derzeit in der Tierversuchsphase befindet. Auch US-Forscher suchen nach einem Impfstoff gegen Kokain. Eine im Jahr 2009 durchgeführte Studie an 115 kokainabhängigen Probanden zeigte, dass das US-Präparat das rauschbedingte Glücksgefühl nach dem Kokainkonsum unterbinde, berichteten die Forscher der US-Universitäten Yale und Baylor im Fachmagazin "Archives of General Psychiatry".

Der Impfstoff soll im Blut der Süchtigen Antikörper bilden, die den Weg des Kokains ins Gehirn blockieren und dadurch den Rausch verhindern. Große Proteinmoleküle haften sich an die kleineren Kokainmoleküle und machen sie damit unschädlich, heißt es in der Studie.

Allerdings setzte die erwünschte Wirkung während der sechsmonatigen Testphase nur bei 38 Prozent der Versuchsteilnehmer ein. Die regelmäßige Analyse von Urinproben zeigte, dass der Kokainkonsum dieser Probanden aber deutlich gesunken war. Die nötige Antikörper-Konzentration blieb jedoch nur etwa zwei Monate auf einem wirksamen Niveau, sodass regelmäßige Nachimpfungen nötig sind.

Kokain und Crack

Nach UN-Angaben ist der Kokainkonsum in Brasilien viermal so hoch wie im Rest der Welt. In den USA sind Schätzungen zufolge etwa 2,5 Millionen Menschen von Kokain abhängig.

Nach Fatimas Vorstellungen soll der Impfstoff nach einer Zulassung insbesondere Kokainabhängigen zugutekommen, die entschlossen sind, von der Droge loszukommen. Außerdem könnte das Mittel im Kampf gegen Crack – ein hochgefährliches und billiges Derivat von Kokain – helfen. (red, APA, AFP, 7.9.2016)