Isabelle Dinoire am 6. Februar 2006 bei einer Pressekonferenz. Im Jahr 2005 hatte die damals 38-Jährige die erste Gesichtstransplantation der Welt erhalten.

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Lille – Es war eine medizinische Sensation, als der Französin Isabelle Dinoire im Jahr 2005 ein neues Gesicht transplantiert wurde. Ihr Hund, ein Labradormischling, hatte sie gebissen und so stark verletzt, dass sie ihre Lippen, ihre Nase und das Kinn verlor. Ihr Glück: Im Krankenhaus von Amiens arbeiteten die Chirurgen seit vielen Jahren daran, eines Tages ein Gesicht transplantieren zu können. Isabelle Dinoire wurde ihre erste lebende Patientin.

Lippen, Nase, Mund wieder spüren

In einer 15-stündigen Operation verpflanzte ein riesiges OP-Team, bestehend aus einer Vielzahl von Spezialisten, der damals 38-Jährigen das Gesicht einer Toten. Als sie sich Anfang 2006 der Presse präsentierte, konnte sie sprechen und sogar trinken.

"Seit dem Tag der Operation habe ich wieder ein Gesicht, ich kann wieder sprechen. Seit kurzem spüre ich meine Lippen, meine Nase, meinen Mund." Sie trank sogar einen Schluck Wasser aus einem Plastikbecher. Seit 2005 wurde weiteren 30 Menschen mit starken Verletzungen ein Gesicht transplantiert.

Abstoßungsreaktionen

Das Leben von Isabelle Dinoire blieb trotz der Transplantation stark beeinträchtigt. Immer wieder wurden Teile ihres Transplantats abgestoßen – trotz der starken Medikamente, die sie bekam, um die Abstoßungsreaktionen ihres Körpers zu unterdrücken. So habe sie schließlich auch einen Teil ihrer Lippen nicht mehr bewegen können.

Die Immunsuppressiva könnten auch eine Rolle dabei gespielt haben, dass Isabelle Dinoire an zwei Arten von Krebs erkrankte, mutmaßte die französische Tageszeitung "Le Figaro" als kürzlich Dinoires Tod nun öffentlich wurde.

Wie nun bekannt ist, war Dinoire bereits im April im Alter von 49 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben, teilte die Universitätsklinik im nordfranzösischen Amiens mit. Der Tumor stehe nicht im Zusammenhang mit der Unterdrückung der Immunabwehr, die für die Gesichtstransplantation nötig war. Der Tod der Patientin sei damals auf Wunsch der Angehörigen nicht bekannt gemacht worden. (red, 6.9.2016)