Portugals Rui Patricio hatte in der Schweiz zweimal das Nachsehen.

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Basel/Solna/Sofia – Europameister Portugal ist mit einer Niederlage in die WM-Qualifikation gestartet. Ohne Cristiano Ronaldo und und Bayern-Neuzugang Renato Sanches mussten sich die Portugiesen in der Gruppe in der Schweiz 0:2 geschlagen geben. EM-Finalist Frankreich schwächelte in Gruppe A ebenfalls und kam in Weißrussland nicht über ein torloses Remis hinaus. Schweden und die Niederlande teilten sich beim 1:1 in Solna die Punkte.

Die Schweiz fügte Portugal die erste Pflichtspielniederlage seit 2014 und die erste unter Coach Fernando Santos zu. Breel Embolo mit einem Hechtkopfball (23.) und Admir Mehmedi mit einem schönen Schlenzer (30.) erzielten bereits in der ersten Hälfte die Treffer, die Schweizer hatten in der Anfangsphase bei einem nicht geahndeten Handspiel von Johan Djourou im Strafraum Glück.

Die Portugiesen starteten stark, fielen aber schnell zurück und agierten in der Defensive, anders als bei der EM, fehlerhaft. In der zweiten Hälfte fehlten ihnen die Mittel, die Schweiz noch einmal in Bedrängnis zu bringen, zudem hatte Ersatzkapitän Nani mit einem Kopfball an die Stange Pech. Gruppengegner Ungarn blamierte sich beim 0:0 auf den Färöern. Das dritte Gruppenspiel entschied Lettland in Andorra knapp mit 1:0 für sich.

Santos verzichtete auf allzu harsche Kritik: "Wir werden weiterhin als Titelträger auftreten und alles dafür tun, um unserem Ruf gerecht zu werden." Immerhin: sein Team dominierte über weite Strecken, agierte aber im Angriff fahrlässig. 27 Schussversuche (inklusive geblockter Schüsse) verzeichneten die Statistiker, allerdings gingen nur vier davon aufs Tor. "In den ersten 20 Minuten wurde die Schweiz komplett überrollt, aber sie haben das Tor gemacht. Ab dann haben sie jene Taktik angewendet, die Portugal oft benützt, und gut verteidigt. Sie waren pragmatischer und effizienter", fasste Santos seine Sicht der Dinge zusammen.

Die Franzosen bissen sich in Baryssau entweder an einer humorlosen weißrussischen Defensive die Zähne aus oder vergaben – vor allem nach Seitenwechsel – gute Chancen. Allein Antoine Griezmann, der Torschützenkönig der EM, scheiterte viermal an Torhüter Andrej Gorbunow, der das Spiel seines Lebens zeigte. Ein Kopfball von Olivier Giroud prallte an die Latte, Paul Pogba, Layvin Kurzawa und Dimitri Payet vergaben weitere gute Gelegenheiten für die Mannschaft von Didier Deschamps.

In der Frankreich-Gruppe A holte Schweden im ersten Pflichtspiel ohne den zurückgetretenen Zlatan Ibrahimovic einen glücklichen Punkt gegen die Niederlande. Marcus Berg gelang mit einem gefühlvollen Heber von der Strafraumgrenze ein Traumtor (43.), nach grässlicher Tändelei der niederländischen Abwehr. Dabei waren die Gäste in Solna in einer sehenswerten Partie von Anfang an die tonangebende Mannschaft, vergaben aber eine Fülle an guten Tormöglichkeiten, ehe Wesley Sneijder nach einem vom starken Keeper Robin Olsen abgewehrten Schuss der hochverdiente Ausgleich gelang (67.).

Schwedens neuer Trainer Jan Olof Andersson sah in der Folge, wie seine Elf mit rollenden Angriffen von Oranje konfrontiert war. Die Hausherren retteten das 1:1 aber mit Glück und dem Geschick Olsens über die Zeit.

Bulgarien rang Luxemburg 4:3 nieder. Dabei war der Außenseiter nach einer Stunde sogar mit 2:1 vorangelegen, beide Goals gingen dabei auf das Konto von Aurelien Joachim, in Österreich bekannt als Düdelinger Salzburg-Schreckgespenst. Mittlerweile scort der 30-Jährige für den belgischen Zweitligisten Lierse.

Der Tabellenführer der Gruppe H heißt nach dem ersten Spieltag Bosnien und Herzegowina, das Estland zu Hause 5:0 besiegte. Drei Punkte zum Auftakt gab es auch für Belgien, das auf Zypern 3:0 gewann, Romelo Lukaku erzielte zwei Treffer.

Trainer Roberto Martinez durfte nach seinem ersten Pflichtspiel als Coach der "Roten Teufel" zufrieden bilanzieren. "Erleichterung ist nicht das richtige Wort, sondern Genugtuung", meinte der Spanier, der betonte, die Mannschaft mit der Umstellung des Systems aus "ihrer Komfortzone" geholt zu haben.

So wies er Kevin de Bruyne und Eden Hazard, den beiden Topstars im Mittelfeld, zentralere Rollen zu, um ihnen einen stärkeren Einfluss auf das Spiel zu geben. "Ich glaube, wir sind deshalb als Team besser auftreten", sagte Martinez. "Wir müssen uns noch verbessern, das ist logisch. Aber nun mit einem neuen System, mit dem Willen und dem Mut meiner Spieler, bin ich richtig glücklich."

Im portugiesischen Faro, wo Gibraltar seine Heimspiele austrägt, machte Gegner Griechenland mit drei Toren innerhalb von zwei Minuten Ernst, siegte am Ende 4:1. Zuvor war Liam Walker das erste Tor der Geschichte für Gibraltar in einer WM-Quali gelungen (26.). (APA, red, 6.9.2016)

WM-Qualifikation, Dienstag

  • Gruppe A

Weißrussland – Frankreich 0:0
Borisow

Bulgarien – Luxemburg 4:3 (1:0)
Sofia, Tore: Rangelow (16.), Marcelinho (65.), Popow (79.), Tonew (92.) bzw. Joachim (60., 62.), Bohnert (91.)

Schweden – Niederlande 1:1 (1:0)
Solna, Tore: Berg (43.) bzw. Sneijder (67.)

  • Gruppe B

Andorra – Lettland 0:1 (0:0)
Andorra La Vella, Tor: Sabala (48.). Maksimenko (Mattersburg) spielte bei Lettland durch.

Färöer – Ungarn 0:0
Torshavn

Schweiz – Portugal 2:0 (2:0)
Basel, Tore: Embolo (23.), Mehmedi (30.). Gelb-Rot: Xhaka (92./Schweiz)

  • Gruppe H

Bosnien-Herzegowina – Estland 5:0 (2:0)
Zenica, Tore: Spahic (7., 92.), Dzeko (23./Elfmeter), Medunjanin (71.), Ibisevic (83.)

Zypern – Belgien 0:3 (0:1)
Nikosia, Tore: Lukaku (13., 61.), Carrasco (81.). Batshuayi (Belgien) vergab einen Elfmeter (90.).

Gibraltar – Griechenland 1:4 (1:4)
Faro, Tore: Walker (26.) bzw. Mitroglou (10.), Wiseman (44./Eigentor), Fortounis (45.), Torosidis (45.+1)