Wien – Christoph Schlemmer (31) erhält das Alfred Geiringer-Stipendium 2016. Der von der APA – Austria Presse Agentur gestiftete Fonds zur journalistischen Weiterbildung dient der Förderung des Qualitätsjournalismus und ermöglicht einen dreimonatigen Studienaufenthalt am Green College der Universität Oxford sowie die Teilnahme am exklusiven "Journalism Training Programme" der Thomson Reuters Foundation.

Schlemmer studierte Volkswirtschaftslehre an der WU Wien und absolvierte den Journalistenlehrgang am Kuratorium für Journalistenausbildung. Nach Praktika beim "Standard" und dem Online-Magazin "Eurozine" landete er in der Wirtschaftsredaktion der APA. In seiner wissenschaftlichen Arbeit am Reuters Institute wird sich Schlemmer mit der Frage beschäftigen, welche Nutzer- bzw. Kundendaten wie Online-Verweildauer, Klickraten oder Verbreitung über soziale Medien neben den traditionellen Maßstäben wie Ausgewogenheit oder Schnelligkeit im digitalen Zeitalter die Berichterstattung einer Nachrichtenagentur beeinflussen können.

Wer war Alfred Geiringer?

Der Namensgeber des Stipendiums, Alfred Geiringer, legte den Grundstein für den Weg zur Unabhängigkeit, den die APA – Austria Presse Agentur seit 1946 gegangen ist. Geiringer musste 1938 aus Österreich emigrieren und kehrte 1945 als Reuters European Editor zurück. Die APA verdankt ihm maßgeblich die Loslösung aus fast einem Jahrhundert staatlicher Bindung und die Transformation zu einer Nachrichtenagentur, die heute allein den Grundsätzen Unabhängigkeit, Zuverlässigkeit und Ausgewogenheit verpflichtet ist.

Dank Geiringers Aufbauarbeit zählt die APA heute zur kleinen Gruppe von etwa 20 Agenturen weltweit, die sich im privaten Eigentum der Medien befinden, während die große Mehrzahl der Nachrichtenagenturen, nämlich etwa 90 Prozent, in staatlichem Eigentum oder staatlich kontrolliert ist. Die APA hat sich deshalb 2001 entschlossen, unter Geiringers Namen einen Fonds zur journalistischen Weiterbildung einzurichten.

Die bisherigen Geiringer-Stipendiaten

Das Stipendium geht an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von österreichischen Medienhäusern sowie der APA selbst. Bisherige Geiringer-Stipendiaten waren Hedwig Kainberger ("Salzburger Nachrichten"), Monika Graf (APA, inzwischen "Salzburger Nachrichten"), Alexandra Föderl-Schmid ("Der Standard"), Gianluca Wallisch (APA, inzwischen "Der Standard"), Alexandra Frech (APA), Eva Weissenberger ("Kleine Zeitung", inzwischen "News"), Judith Högerl (APA), Monika Kalcsics (ORF), Christoph Griessner (APA), Anna-Maria Wallner ("Die Presse"), Sonja Gruber (APA) sowie Anja Kröll ("Salzburger Nachrichten").

Wissenschaftliche Arbeit

Der Studienaufenthalt bei der Thomson Reuters Foundation findet von Oktober bis Dezember 2015 in Oxford statt. Das "Journalism Training Programme" in der britischen Universitätsstadt bietet dabei drei Schwerpunkte: Die Teilnehmer verfassen eine wissenschaftliche Arbeit über ein medienrelevantes Thema ihrer Wahl, besuchen regelmäßig Seminare und gelegentliche Speziallehrveranstaltungen und können unter dem Motto "human contacts" persönliche Kontakte zu Vortragenden und Studierenden, Medienfachleuten und Praktikern knüpfen. Darüber hinaus werden Studien-Ausflüge zu großen Medienunternehmen in London, etwa Reuters, BBC und CNN, sowie zu politischen Einrichtungen wie House of Commons und Royal Institute of International Affairs unternommen.

Google-Fellowship für Fanta

APA-Außenpolitikredakteur Alexander Fanta erhielt unterdessen das "Google Digital News Fellowship" zugesprochen. Fanta wird sich ab Jänner 2017 im Rahmen eines vom US-Internetkonzern finanzierten Stipendiums für sechs Monate am Reuters-Institut in Oxford aufhalten. Thema seiner dort geplanten Forschungsarbeit ist "Roboterjournalismus" und der Trend hin zu automatisierter Texterstellung im Journalismus. Fanta ist 31 Jahre und arbeitet seit 2011 in der APA-Außenpolitik, davor sammelte er in der Außenpolitik des "Standard" und bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erste Berufserfahrung. (APA, 7.9.2016)