Anhänger Ali Bongos feierten zuvor noch seinen Wahlsieg, das Verfassungsgericht könnte sich allerdings für eine Neuauszählung aussprechen.

Foto: APA/AFP/MARCO LONGARI

Libreville – Ähnlich wie in Österreich könnte sich auch in Gabun bald das Verfassungsgericht mit der Präsidentenwahl beschäftigen. Nachdem die ehemalige Kolonialmacht Frankreich eine Neuauszählung der Stimmen gefordert hatte, erklärte Wahlsieger Ali Bongo in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview dem französischen Sender RTL, die Entscheidung obliege dem Gericht.

Bongo gewann die Wahl Ende August mit einem hauchdünnen Vorsprung von nicht einmal 5.600 Stimmen, Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls forderte deshalb eine Neuauszählung. Das müsse aber "auf Ebene des Verfassungsgerichtshofs" entschieden werden, ließ Bongo laut der Nachrichtenagentur Reuters daraufhin wissen. Gleichzeitig beschuldigte er in einem Interview mit dem französischen Radiosender Europe 1 Oppositionskandidat Jean Ping des Wahlbetrugs. Es habe "massiven Betrug" gegeben, sagte Bongo laut der Nachrichtenagentur AFP.

"Offensichtliche Unregelmäßigkeiten"

Auch an den Wahlbeobachtern der EU übte Bongo scharfe Kritik. Sie hatten "offensichtliche Unregelmäßigkeiten" bei der Wahl festgestellt. Angesichts der darauffolgenden Unruhen, bei denen bisher mindestens sechs Menschen getötet wurden, zeigten sich sowohl die EU-Kommission als auch Deutschland und Frankreich besorgt.

Gabun wird seit fast 50 Jahren von der Familie Bongo beherrscht. Ali Bongo trat das Präsidentenamt 2009 nach dem Tod seines Vaters Omar Bongo an, der 41 Jahre lang Staatschef des zentralafrikanischen Landes war. (APA, 7.9.2016)