Gefährliche Stoffe aus Buntstiften können über die Haut aufgenommen werden und zu Hautreizungen führen. Bei Verschlucken sind weitere Gesundheitsschäden möglich.

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Buntstifte gehören zur Grundausstattung jedes Schulanfängers und auch bei jüngeren Kindern sind sie beliebtes Spielzeug. Dabei landen sie immer wieder auch mal im Mund. Zudem haben sie während des Malens über einen längeren Zeitraum direkten Hautkontakt. Ihre Inhaltsstoffe sind daher nicht unwesentlich für die Gesundheit von Kindern.

Wie ein aktueller Test der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt, sind Buntstifte jedoch nicht immer frei von Schadstoffen: In fünf von 14 Buntstiftpackungen wurden kritische Inhaltsstoffe festgestellt. Die gute Nachricht: Neun Farbstiftprodukte sind schadstofffrei – sieben davon auch nachhaltig und in Europa produziert.

Die konkreten Ergebnisse der AK Oberösterreich: In der Mine der roten Stifte von Müller und Spar wurde das aromatische Amin Anilin festgestellt. Dieses ist laut EU-Verordnung als krebserregend der Kategorie 2 eingestuft, was bedeutet, dass es vermutlich Krebs erzeugen kann. Zusätzlich kann es vermutlich genetische Defekte verursachen und Organe schädigen, bei wiederholtem und längerem Kontakt. Anilin kann durch Schlucken, Einatmen und durch die Haut aufgenommen werden. Die Müller- und Spar-Farbstifte zählten zu den günstigsten Stiften im Test und wurden beide laut Hersteller in China gefertigt.

Hohe Konzentrationen

Im Lack des schwarzen Müller-Stiftes wurde außerdem eine hohe Konzentration von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs) festgestellt. Dies sind problematische Substanzen, die zum Teil krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend sind. Der Mensch kann PAKs unter anderem über Hautkontakt aufnehmen.

Zum Teil hohe Konzentrationen des PAKs Naphthalin wurden im Lack der schwarzen Stifte von Pelikan und des tschechischen Herstellers KOH-I-NOOR sowie im braunen Stift von Staedtler gefunden. Naphthalin gilt als potenziell krebserregend. Es kann über die Haut aufgenommen werden und zu Hautreizungen führen; und bei Verschlucken zu weiteren Gesundheitsschäden führen.

In einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD äußert sich der Buntstiftehersteller Staedtler zu den Vorwürfen der AK Oberösterreich so: Naphtalin steht im Verdacht bei erhöhter Konzentration Krebs zu erzeugen. Die Gefahr hierfür liegt laut der Europäischen Verordnung (EG Nr. 1272/2008) bei einem Grenzwert von einem Prozent oder mehr. Dies entspricht einer Menge von mindestens 10.000 Milligramm pro Kilo. "Die braune Farbe der Noris Club Buntstifte wurde Anfang diesen Jahres von dem externen Prüflabor Intertec analysiert. Der Anteil an Naphtalin liegt bei 0,2 Milligramm pro Kilo. Damit werden nicht nur die gesetzlichen Vorgaben eingehalten, sondern diese um ein Vielfaches unterschritten", so Staedler. Eine Gefährdung der Verbraucher sei deshalb nicht gegeben.

Schadstofffrei, nachhaltig, in Europa produziert

Dass man bei der Produktion von Farbstiften auch ohne Anilin und PAKs auskommen kann, beweisen neun der 14 Hersteller. Ihre Farbstifte sind ohne bedenkliche Schadstoffe oder Schwermetalle. Zusätzlich setzen insgesamt sieben Hersteller auf die Gütesiegel "FSC" oder "PEFC" und garantieren damit Produkte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Zwei Drittel der Hersteller produzieren in Europa, Jolly, Libro und Pagro sogar in Österreich.

Trotz der bekannten Risiken, sind bisher lediglich acht polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) verboten, die nachweislich krebserregend sind. Insgesamt gibt es aber geschätzte 10.000 PAK-Verbindungen, wobei bei vielen eine krebserregende oder andere gesundheitsschädliche Wirkung vermutet wird, aber noch nicht eindeutig belegt werden konnte. Ähnlich die Situation bei Anilin: Auch hier bieten die geltenden Grenzwerte und Richtlinien noch keinen ausreichenden Schutz für Kinder. (red, 7.9.2016)