Budapest – Eine ungarische Kamerafrau wird wegen ihrer Attacken auf Flüchtlinge im Vorjahr der angeklagt. Das gab die Staatsanwaltschaft des Komitats Csongrad am Mittwoch in einer Aussendung bekannt. Die ihr vorgeworfene Tat der gewalttätigen Störung der öffentlichen Ordnung hat einen Strafrahmen von bis zu zwei Jahren.

Die Angeklagte Petra L. hatte am 8. September 2015 nahe der Flüchtlingssammelstelle bei Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze einen jungen Mann und ein Kind ins Bein getreten, als diese gemeinsam mit rund 400 Migranten aus der dortigen Sammelstelle für Flüchtlinge davonlief. Weiters hatte sie nach einem Mann mit einem Kind auf dem Arm getreten, ihn aber nicht erreicht. Die angegriffenen Personen blieben unverletzt.

Nachdem Bilder des Vorfalls im Internet auftauchten und auch international für Aufsehen sorgten, stellten zwei Oppositionsparteien Strafanzeige gegen die Kamerafrau, die sich im Auftrag des Internet-Senders N1TV an der Grenze aufgehalten hatte. Unmittelbar nach dem Vorfall wurde das Arbeitsverhältnis durch ihren Arbeitgeber, der der rechtsradikalen Jobbik-Partei nahe steht, gekündigt.

Die ungarische Sektion der Menschenrechtsorganisation Helsinki-Komitee sprach von "schockierenden Bildern", auf denen die Kamerafrau bewusst nur Ausländer angegriffen habe. Laut Staatsanwaltschaft gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, "dass die Angeklagte bei ihrem aggressiven Verhalten dadurch motiviert worden ist, dass es sich bei den Geschädigten um Migranten handelte". (APA, 7.9.2016)