Wenn, so wie es in den vergangenen Wochen passiert ist, mehrere Vertreter der Bundesregierung erklären, dass man in Zukunft bei der Presseförderung "Kriterien wie die Qualität von Journalismus" stärker berücksichtigen sollte, liegt für den satirisch veranlagten Beobachter ein Gedanke nahe: Da müssen bei der Kronen Zeitung die Alarmglocken aber ganz laut läuten.

Doch kaum hat man ihn gedacht, wird er auch schon von der Realität überholt. Nämlich durch einen "Brief an die Leser" von Krone-Chefredakteur Klaus Herrmann, in dem dieser den Wunsch nach Qualität von Journalismus so kommentiert: "Da müssen die Alarmglocken aber ganz laut läuten!"

Nun mag dieser Mut zur Realsatire ja nachvollziehbare Gründe haben. Auch bei McDonald's würde man nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen, wenn die Regierung eine verstärkte Förderung von gesunder Ernährung planen würde. Den Vorwurf der kleinlichen Missgunst kann man Herrn Herrmann aber nicht ersparen, wenn man die beiden wichtigsten Formen der staatlichen Presseunterstützung miteinander vergleicht. Für Presseförderung werden pro Jahr 8,8 Millionen Euro ausgegeben, während es für Inserate rund 200 Millionen Euro sind, von denen über 50 Millionen die Qualitäts-Alarmglöckner von Krone, Heute und Österreich einstreifen.

Die Höhe dieser Summe verblüfft, zumal das Medientransparenzgesetz verlangt, dass derartige Inserate "ausschließlich der Deckung eines konkreten Informationsbedürfnisses der Allgemeinheit zu dienen haben". Welche Allgemeinheit ein Bedürfnis nach Informationen hat wie "Langeweile hat in Wiener Freibädern keine Chance", "Die Donauinsel ist eine der vielen beliebten Laufstrecken in Wien" oder "Wien ist die Stadt fürs Leben", in die "der Frühling einzieht", ist noch nicht erforscht. Sollte sie wirklich existieren, müsste sich die öffentliche Hand nicht so viel Mühe beim Informationserfinden machen und könnte gleich Botschaften wie "Fahrrad in Liesing umgefallen" oder "Prost, ihr Säcke!" inserieren.

Wo man diese Allgemeinheit aber sicher nicht findet, ist bei den Kronen Zeitung-Lesern. Denn diese interessieren sich laut Krone-Online-Chefredakteur Richard Schmitt nur für weniges. In einem Interview mit dem Magazin Fleisch erklärt er offenherzig, dass "das Thema Bildung wirklich niemanden interessiert. Hätte ich keine Kinder, wär mir das vollkommen wurscht." Das gelte auch für andere "Kopfthemen" wie "Steuerreform" oder "Wohnen".

Vielleicht liegt ja ein Kompromiss im Streit um die Presseförderung darin, dass man den für Boulevardmedien oftmals kränkenden Begriff "Qualität" durch "interessiert eh keine Sau" ersetzt, und Zeitungen, die weiterhin über Langweilerthemen wie Bildung oder Steuerreform berichten, bekommen dafür einen "Anti-wurscht-Bonus".

Dass außerdem "Kopfthemen" wie "Wohnen" plötzlich interessant werden können, hat Schmitt selbst schon bewiesen, indem er unlängst Wohnbaustadtrat Michael Ludwig ausführlich für die Krone interviewt hat. Einen Wiener Wohnbaustadtrat uninteressant zu finden wäre allerdings aus Sicht der Krone so, als würde man in Spielberg Didi Mateschitz den Besuch des dortigen Formel-1-Grand-Prix verweigern. (Florian Scheuba, 7.9.2016)