Österreich-Coach Kestutis Kemzura hat seine Mannschaft im Griff.

Foto: APA/Fohringer

Davor Lamesic taucht unter dem Korb auf.

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Rasid Mahalbasic ebenfalls. Zu viel des Guten für Dänemark.

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Schwechat – Die Gewissheit, dass ein Sieg über Deutschland im letzten Spiel fällig war, tröstete Österreichs Nationalteam-Basketballer nur bedingt. Nach 36 Spielminuten stand man mit vollen, nach 40 Minuten mit leeren Händen da. Es folgte das große Wundenlecken, auch der geneigte Zuseher stellte sich nach der 59:61-Niederlage Fragen.

Hätte Center Rasid Mahalbasic im letzten Angriff in Korbnähe selbst abschließen sollen? Wäre es gar nicht so knapp geworden, wenn Thomas Schreiner den einen oder anderen freien Dreier verwandelt hätte? Hätte man die deutsche Dominanz unter den Körben mit einem Jakob Pöltl gebrochen? Den Konjunktiv zu bemühen ist freilich sinnlos. Teamchef Kestutis Kemzura beschwor lieber die Einheit im ÖBV-Team und versicherte, das Deutschland-Spiel sei aus den Köpfen der Spieler draußen. Einen Verliererkomplex will man sich im Duell mit dem großen Nachbarn nicht andichten lassen.

Prüfung geschafft

Im zweiten Heimspiel in der EM-Qualifikation für die Eurobasket 2017 wartete mit Dänemark die mental schwere Prüfung nach der verpassten Sensation. Und Österreich bestand sie bravourös, schlug die Dänen mit 86:66. Damit sind die Chancen auf das ersehnte EM-Ticket weiterhin intakt.

Gegen die ruppige Gangart der Dänen brauchte Österreich aber eine Eingewöhnungsphase. Mit einem Zonenpressing wurde das ÖBV-Team zu Beginn vor allem im Spielaufbau empfindlich gestört, der Score nach vier Minuten lautete 8:8. Der eingebürgerte US-Amerikaner Joey Shaw bekam diesmal den Vorzug vor Enis Murati. Eine gute Entscheidung Kemzuras, Shaw legte im ersten Viertel gleich mit fünf Punkten am Stück und einem Assist los, war richtig produktiv.

Ab Mitte des ersten Viertels bekam Österreich mehr Zugriff auf das Spiel, der Ball wanderte wie gewohnt durch viele verschiedene Hände, dementsprechend ausgeglichen war die Punkteverteilung. Flügelspieler Anton Maresch traf von überall, unter dem Korb hatten die Dänen den ÖBV-Pivots Mahalbasic, Davor Lamesic und Jozo Rados kaum etwas entgegenzusetzen. Eine solide Führung nach dem ersten Viertel (30:22) wurde bis zur Halbzeit auf 45:30 ausgebaut.

Treffsicherer Nachschub

Mit einer komfortablen Führung im Rücken besteht natürlich die Gefahr, eine Schlafmischung im Pausentee zu erwischen. Österreich wirkte aber weiter vitalisiert, erwischte die Dänen mit einigen Schnellangriffen nach Ballgewinnen eiskalt: 49:32. Mitte des dritten Abschnitts dann die einzige unkonzentrierte Phase in der gesamten Partie: Dänemark gelingen sechs Punkte in Folge, näher als auf elf Punkte sollten die Gäste aber nicht mehr herankommen.

Kemzura ließ weiter fleißig rotierten, von der Bank drohte kein Leistungsabfall. Im Gegenteil. Thomas Schreiner startete erfolgreich von der Dreierlinie, der erstmals eingewechselte Tiroler Romed Vieider erledigte die Dänen mit drei Dreiern ohne Fehlwurf folglich fast im Alleingang (69:44).

Dänemark war an diesem Abend in Schwechat kein Gradmesser für Österreich, und das ist bezeichnend für die Qualitätssteigerung im Nationalteam. Gegen schwächere Gegner hat man sich in der letzten Jahren schon schwerer getan. Am Ende stand ein nie gefährdeter 86:66-Sieg. Die Entscheidung in der Gruppe B wird in jedem Fall spannend.

Deutschland verliert

Auch weil Favorit Deutschland in Oberhausen mit 71:75 (35:40) gegen die Niederlande die erste Niederlage hinnehmen musste. Die Deutschen halten damit ebenso wie die Österreicher und die Niederländer nach drei Spielen bei zwei Siegen. Was für Österreich auf den ersten Blick weniger gut ist. In einer Dreierkonstellation ist alles möglich. Also auch Platz drei.

Nur der Gruppensieger hat sein Ticket für die EM 2017 sicher, die in der Türkei, in Israel, Finnland und Rumänien ausgetragen wird. Dazu erhalten die vier besten der sieben Gruppenzweiten ein Ticket. Das Schlüsselspiel steigt am Samstag in Schwechat gegen die Niederlande (20.20 Uhr, live ORF Sport +). Ein Sieg ist quasi Pflicht. (Florian Vetter, 7.9.2016)

Basketball-EM-Qualifikation, Gruppe B, 3. Runde, Mittwoch

Österreich – Dänemark 86:66 (45:30). Schwechat.
Beste ÖBV-Werfer: Lamesic 14, Maresch 13, Trmal 12

Deutschland – Niederlande 71:75 (35:40). Oberhausen.

Tabelle:
1. Deutschland 3 2 1 233:208 +25 5
2. Österreich 3 2 1 220:199 +21 5
3. Niederlande 3 2 1 237:218 +19 5
4. Dänemark 3 0 3 212:277 -65 3

Nächste Runde (Samstag):
Dänemark – Deutschland (Naestved, 19 Uhr)
Österreich – Niederlande (Schwechat, 20.20 Uhr, live ORF Sport +)

Die sieben Gruppensieger und die vier besten Zweiten sind für die EM 2017 in der Türkei, Rumänien, Finnland und Israel qualifiziert.