Moskau/Washington – Am Rande eines russischen Manövers sind sich Militärflugzeuge der USA und Russlands über dem Schwarzen Meer bedrohlich nahe gekommen. Ein russischer Abfangjäger vom Typ Suchoi Su-27 habe am Mittwoch ein US-Aufklärungsflugzeug 19 Minuten lang begleitet, hieß es aus Kreisen des Pentagons. Der russische Pilot sei mit seiner Maschine bis auf drei Meter an den US-Jet nahe gekommen.

Das russische Verteidigungsministerium in Moskau sprach von mehreren Poseidon-Flugzeugen der US-Marine. Sie hätten sich zweimal mit abgeschalteter elektronischer Kennung dem russischen Luftraum genähert, um das Militärmanöver Kawkas 2016 in Südrussland zu beobachten, sagte Sprecher Igor Konaschenkow. Deshalb seien vom Stützpunkt Belbek auf der Krim Abfangjäger aufgestiegen. Die russischen Piloten hätten sich an internationale Regeln gehalten, sagte Konaschenkow. Dagegen warf die US-Seite den Russen gefährliches und unprofessionelles Verhalten vor.

Russland: Transponder ausgeschaltet

Russland wies die Vorwürfe umgehend zurück. Die beteiligten russische Flugzeuge hätten die internationalen Vorschriften "strikt" befolgt, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Der russischen Darstellung zufolge hatten mehrere US-Aufklärungsflugzeuge über dem Schwarzen Meer versucht, ein russisches Militärmanöver auszuspähen. Dabei hätten sie sich zweimal der russischen Grenze genähert, ihre Transponder seien ausgeschaltet gewesen.

Russische und US-Militärs haben sich in den vergangenen Monaten mehrmals vorgeworfen, der anderen Seite jeweils gefährlich nahegekommen zu sein, unter anderem über der Ostsee. Über dem Schwarzen Meer hatte sich im Mai vergangenen Jahres ein ähnlicher Vorfall ereignet, als eine russische Maschine vom Typ Su-27 einen US-Aufklärer vom Typ RC-135 abgefangen hatte.

Das Verhältnis zwischen Washington und Moskau ist derzeit sehr gespannt, unter anderem wegen der russischen Annexion der Krim und der Unterstützung rivalisierender Seiten im Syrien-Konflikt. Am Donnerstag kommen US-Außenminister John Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow in Genf zusammen, um erneut über ein gemeinsames Vorgehen beider Länder in Syrien zu beraten. (APA, dpa, 7.9.2016)