Alexander Van der Bellen ist zwar etwas genervt, kann aber der Wahlverschiebung dennoch charmante Noten abgewinnen. Norbert Hofer ist bereit zu kämpfen und hat schon neualte Vorschläge parat.

Sein Vorstoß, Wahlkarten gänzlich abzuschaffen, besitzt allerdings einen Charmegehalt von null Prozent. Nur weil das Innenministerium unter Minister Sobotka (der sich auch von einer Wiener U-Bahn-Linie an die Grenzen seiner emotionalen Kapazität treiben ließ) nicht imstande war, dem wahlwütigen Volk funktionierende Wahlkarten zukommen zu lassen, heißt es noch lange nicht, dass der Causa Lösung bedeutet, den Minister von dieser lästigen, aber demokratisch wichtigen Aufgabe zu befreien.

Zu durchsichtig, zu übertrieben, zu unwahrscheinlich

Wäre die Posse, die sich vor aller Augen ungeniert entfaltet, ein Romanplot gewesen, ein Drehbuch, ein Theaterstück – Verantwortliche hätten die Augen verdreht und allzu unglaubwürdige Wendungen der Geschichte in den Mistkübel befördert. Zu durchsichtig, zu übertrieben, zu unwahrscheinlich, inklusive Einbruch in die glücklose Wahlkartendruckerei.

Die Gags in sozialen Medien dazu blühen in einer Intensität, die an sowjetische Witzfeuerwerke gemahnt. Das hat einerseits etwas Gutes: Dem Volk wird nicht langweilig, es wirkt sogar durchaus politikinteressiert. Es hat aber auch etwas Schlechtes. Politik sollte zwar mit Humor kritisiert werden dürfen. Ein Witz sollte sie selbst aber nicht sein. (Julya Rabinowich, 11.9.2016)