Der Wiener Comiczeichner Nicolas Mahler hat ein Faible für Humor und moderne Literatur. Ersteres beweist er etwa in seinen Cartoons für Titanic oder Die Zeit, Letzteres mit freien Graphic-Novel-Adaptionen von Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften, Thomas Bernhards Alte Meister oder Frank Wedekinds Lulu.

Jetzt zeigt das Salzburger Literaturhaus Zeichnungen aus der Graphic Novel Alice in Sussex, die auf H. C. Artmanns parodistischem Text Frankenstein in Sussex basiert. Artmann hatte bereits 1968 in seiner Persiflage fantastisch-gruseliger Literatur auf Motive von Lewis Carroll zurückgegriffen. Weiters gibt es im Literaturhaus Skizzenbücher und Filme Mahlers zu sehen. Nachdem der Zeichner Bernhards Alte Meister ziemlich werkgetreu adaptiert hatte, wollte er wieder mehr seine assoziative Methode ausleben.

Mahler verfährt wie Artmann: Beide lassen sich von verschiedenen Lektüren zu ihren Figuren inspirieren. Ein Streifzug durch die Literaturgeschichte, die Vorhandenes weiterspinnt und remixt – Mahler baut Voltaire, Tolstoi, Herman Melvilles Moby Dick, E. M. Cioran oder das Vorlesungsverzeichnis der Universität Wien in Alice in Sussex ein. Grafischer Minimalismus trifft auf inhaltlichen Reichtum, wenn Alice im Traumland vom Kaninchen in den Bau geführt wird, um nach einer illustrierten Ausgabe von Artmanns Frankenstein in Sussex zu suchen. Dabei treten die pfeiferauchende Raupe, die Grinsekatze oder die Suppenschildkröte auf.

Zur Vernissage der Ausstellung spricht die Autorin und Artmann-Witwe Rosa Pock, danach stellt Nicolas Mahler in Vortrag und Gespräch seine Arbeiten vor. Moderation: Tomas Friedmann. Freier Eintritt. (dog, 12.9.2016)