Wie die Stahlproduktion CO2-frei werden kann, wurde vergangene Woche in Linz diskutiert. Im Bild: ein Arbeiter an einem Hochofen.

Foto: Apa / Hans Klaus Techt

Linz – Es ist eine der großen Zukunftsfragen: Kann die Eisen- und Stahlindustrie, auf die gegenwärtig ein entsprechend großer Teil der industriellen Emissionen entfällt, vollständig CO2-frei werden? Zumindest rein technisch bestünde die Möglichkeit, künftig fossilen Brennstoffen eine Absage zu erteilen.

Stahlstadt-Treffen

Als umweltfreundliche Alternative am Stahlkocher wird vermehrt Wasserstoff ins Spiel gebracht. Anders als beim Koks bleibt bei der Eisenerzeugung mit Wasserstoff statt Kohlendioxid nur ein Restprodukt übrig: Wasser. Und der Strom für Wasserstofferzeugung mittels Elektrolyse soll im Idealfall aus erneuerbaren Energien genutzt werden.

Einen Blick in die stahlharte Zukunft wagten auch internationale Experten diese Woche in Linz: Die Austrian Society for Metallurgy und Materials (ASMET) lud zum "European Coke and Ironmaking Congress" ins Desing-Center. Und die 300 Teilnehmer einte ein Problem: Einen Grund zur Jubelstimmung hat man in der Branche derzeit nicht. Insbesondere die Koks- und Eisenerzeugung ist mit schwierigen Rahmenbedingungen konfrontiert.

Zu erkennen gilt es, dass die Vorgaben der europäischen Politik zur weiteren Reduktion von Energie und CO2-Emission mit der heutigen Hochofentechnologie nicht realisierbar sind.

Passender Rahmen

Zum politischen Druck gesellt sich, trotz niedriger Rohstoffpreise, ein enormer Kostendruck auf die europäischen Produzenten. Aufgrund der weltweiten Überkapazität sind die Stahlpreise niedrig und weiter sinkend. Verschärft wird die Situation noch durch den Rückgang der Rohstoffqualität.

Thomas Bürgler, Forschungsleiter des Unternehmensbereichs Roheisen in der Voestalpine und Geschäftsführer des metallurgischen Kompetenzzentrums K1-Met, erläutert im STANDARD-Gespräch: "Wir kennen heute diese Technologien, mit denen man CO2-arm Stahl herstellen kann. Aber wenn ich heute mit Wasserstoff produziere, dann habe ich – im Gegensatz zur Kohlenstoffproduktion – eben doppelt so hohe Rohstoffkosten." Und man brauche viel Energie: "Wenn ich die Stahlindustrie in Österreich auf Wasserstoff umstellen würde, dann würde ich elektrische Energie in der Höhe von 35 Terawattstunden benötigen. Also mehr als die Hälfte der gesamten Stromproduktion Österreichs. Und das entspricht ungefähr einer Anzahl von 25 Donaukraftwerken. Heute haben wir zehn Kraftwerke in Österreich. Aber es kann nicht Aufgabe der Stahlindustrie sein, sich um die Energieversorgung zu kümmern." (Markus Rohrhofer, 14.9.2016)