Wien – Es ist kein Geheimnis, dass sich die Wiener ÖVP für die Autofahrer starkmacht. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass Hubert Pichler am Beginn der Praterstraße Stellung bezogen hat, um um Stimmen für die Bezirksvertretungswahl in der Leopoldstadt zu buhlen. Eines der zentralen Themen der Schwarzen im Vorfeld der Wahlwiederholung am 18. September ist, die Zweispurigkeit der Praterstraße in beiden Fahrtrichtungen zu erhalten. "Staus Ende nie" sind die Befürchtung der Partei, denn geht es nach den Grünen, soll Platz für breitere Fahrradstreifen geschaffen werden.

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Tatsächlich kann man an jenem Nachmittag aber nicht von einem Verkehrschaos reden. Sobald die Ampel auf Rot springt, bleiben die Autos zwar stehen. Aber Spitzenkandidat Pichler muss schnell sein, um seine Wahlkampfbroschüren durch die heruntergekurbelten Fenster zu überreichen. Schon ist es wieder Grün – viel Zeit für ein ausführliches Gespräch bleibt nicht.

Pichler wendet sich wieder den Journalisten zu und deutet mit der Hand Richtung Bahnhofsgebäude am Praterstern. Letzterer soll, geht es nach der ÖVP, "verschönert, sicherer und praktischer gemacht" werden. Er kommt also gleich auf ein weiteres zentrales Thema seiner Partei zu sprechen, das aber auch Mitbewerber für sich beanspruchen. Laut ÖVP sollen etwa die Unterführungen besser beleuchtet und mit Musik beschallt werden. "Die wild abgestellten Fahrräder müssen raus aus der Unterführung", führt Pichler weiter aus.

Keine "Lagerplätze für gewisse Leute"

Er kennt die Gegend gut, Pichler ist Großunternehmer im angrenzenden Prater. Daher ist es ihm auch ein Anliegen, dass sich der Praterstern als Tor zu "Österreichs größtem Tourismusplatz" von seiner guten Seite zeigt: "Der Praterstern soll eine Freude sein." Viel sei in den letzten Jahren schon passiert, sagt Pichler.

Er spricht sich aber gegen "Lagerplätze für gewisse Leute" aus und meint damit wohl die Obdachlosen, die hier vielen ein Dorn im Auge sind. Allerdings gibt Pichler zu, dass der Praterstern immer schon ein Hotspot gewesen sei. Ihm wäre es daher auch ein Anliegen, wenn anstelle der seit Monaten leerstehenden Polizeistation eine Sozialeinrichtung dort Platz finden würde.

Ein weiterer Punkt im Wahlprogramm ist ein besserer Zugang zum neuen Nordbahnviertel. Die ÖVP schlägt etwa die Verlängerung des O-Wagens vor sowie auch hier eine bessere Wegebeleuchtung.

Ein Mandat mehr

Da nicht nur im Nordbahnviertel mit großem Zuzug zu rechnen ist, setzt sich Pichler bezirksweit auch für "vernünftige Preise für Wohnraum" ein. Er ist der Meinung, dass das Schaffen von Eigentum besser gefördert werden sollte. "Wir haben heute das Problem, dass die Mietkosten die Pension auffressen", sagt der 68-Jährige. Schaffe man sich rechtzeitig Eigentum, könne man sich auch in der Pension das Wohnen noch leisten. In Sachen Belebung alter Geschäftsstraßen fordert die ÖVP Starthilfen für Unternehmer.

Ziel der ÖVP ist der Zugewinn eines Mandats. Bei der Wahl vor einem Jahr erreichte die Partei magere 7,08 Prozent. Die Neos sind der ÖVP mit 5,68 Prozent dicht auf den Fersen. (Text: Rosa Winkler-Hermaden, Video: Maria von Usslar, 14.9.2016)