Zwar nicht so eindringlich wie Uncle Sam in den USA ("We want you!") wirbt der Heeresminister für tausende Jobs beim Militär – doch er winkt mit krisensicheren Anstellungen.

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Verspricht ein "Heer an Möglichkeiten": Hans Peter Doskozil (SPÖ).

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Wien – Schluss mit den legendären Stricherllisten, mit denen die Wehrpflichtigen allzu oft den Tag des Abrüstens herbeisehnen: Geht es nach Hans Peter Doskozil (SPÖ), rekrutiert das Bundesheer angesichts des russisch-ukrainischen Konfliktes, anhaltender Flüchtlingsbewegungen und ständig schwelender Terrorgefahr bis zum Jahr 2020 rund 9800 Freiwillige. Interessierte sollen nun schon bei den berufsbildenden Tagen in den Schulen für eine militärische Karriere angeworben werden, ebenso wie später beim Grundwehrdienst.

Am Mittwoch startete der Verteidigungsminister in der Wiener Rossauer Kaserne deshalb seine Aufnahmeoffensive und warb – entgegen dem aktuellen Trend wegen der mittlerweile seit Jahren andauernden Jobmisere – mit "sicheren Arbeitsplätzen" und "lebenslangen Anstellungen", und zwar in bald sanierten statt heruntergekommenen Kasernen sowie bei Streitkräften, die über modernes Gerät verfügen – und keinerlei Probleme mehr damit haben, wie sie für ihre Transportfahrzeuge an den nötigen Sprit kommen.

Neue Finanzlage

Hintergrund für die Entspannung der Lage beim Bundesheer nach der langen finanziellen Durststrecke: Im Frühjahr hat Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) dem Verteidigungsressort erstmals einen höheren Etat zugebilligt. Rund 1,7 Milliarden Euro sollen jetzt auch in bessere Infrastruktur und Gerätschaft investiert werden.

Konkret will das Ministerium den Anteil der einsatzbereiten Berufs- und Zeitsoldaten von 2200 auf 6000 steigern – und damit seine Einsatztruppen fast verdreifachen. In den nächsten vier Jahren will man also 3800 Berufssoldaten aufnehmen, dazu jährlich rund 300 Zeitsoldaten – nicht zuletzt deswegen, weil man pro Jahr mit bis zu 1400 Pensionsabgängen rechnet. Vor allem junge Leute, die Unteroffiziere oder Ausbildner werden wollen, sind gefragt. Anreiz soll auch ein attraktiveres Gehalt sein. 2000 Euro brutto bekommen Kaderanwärter im Monat schon während ihrer Ausbildung zum Unteroffizier.

Ärzte, Piloten, Cyberspezialisten gesucht

Aber auch Ärzte, Piloten, Computerasse werden gebraucht. "Wir suchen auch Spezialisten, die sich ganz auf ihr Gebiet fokussieren und die sicherlich nicht im Grenzbereich eingesetzt werden", wie Doskozil auf Anfrage wegen des dort anhaltenden Assistenzeinsatzes des Bundesheeres und der anstehenden Asylnotverordnung erklärte.

Im Detail werden jährlich auch acht bis zehn Piloten für die militärischen Hubschrauber und Flächenflugzeuge aufgenommen, nachdem die Auswirkungen des Sparkurses – unsicherer Job, Reduktion der Flugstunden – doch einige vertrieben haben. Ausgebildete Einsatzpiloten im Eurofighter kriegen 5000 Euro brutto.

Ärzte braucht man wiederum mindestens zwanzig pro Jahr, ihre Sonderverträge sollen besser gestaltet werden, derzeit verhandelt man dazu mit dem Bundeskanzleramt, denn: Rund 4700 Euro brutto verdient ein Militärarzt am Beginn seiner Laufbahn, mit abgeschlossenem Medizinstudium und eigener Ordination ist der Verdienst freilich höher. Dazu sollen IT-Experten dauerhaft für das Militär gewonnen werden – weil es Programmierer braucht, aber auch Experten für Cyber-Defence. "Wir sind damit quasi die einzige staatliche Einrichtung, die das betreibt", so Doskozil.

Auch Frauen gefragt

Parallel zu alledem soll der Anteil der Soldatinnen mittelfristig von 2,6 Prozent auf zehn Prozent erhöht werden, wie berichtet stehen ihnen beim Bundesheer – anders als in anderen Armeen – grundsätzlich alle Funktionen offen, also von der Panzerfahrerin bis zur Pilotin.

Allerdings gilt es unter den Wehrpflichtigen auch den Trend zum Zivildienst dauerhaft aufzuhalten (siehe Wissen). Fürs Anwerben will Doskozil jedenfalls auch jene vorschicken, die vor gar nicht allzu langer Zeit beinahe dem Sparstift zum Opfer gefallen wären: Auch die Militärmusiker sollen in den Schulen und bei Messen um Mitglieder werben. (Nina Weißensteiner, 14.9.2016)