Das Raumklima in Museen muss permanent überwacht werden. Vernetzte Sensoren schaffen das künftig praktisch ohne Energieaufwand.

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Innsbruck – So schnell wird aus einem Spin-off ein Start-up. Als die beiden Firmengründer Patrick Steindl (39) und Tolgay Ungan (37) an der Uni Freiburg ihre energieautarke Funklösung für Sensoren entwickelten, hätten sich beide nicht träumen lassen, wie schnell aus ihrer Idee ein funktionierendes Geschäftsmodell wird. Heute, knapp zwei Jahre später, hat ihr Unternehmen endiio die Zusage für eine sechsstellige Finanzspritze zur Markteinführung ihrer Innovation durch den aws-Gründerfonds und die Situlus Holding in der Tasche. "Wir sind stolz darauf, so starke Partner an unserer Seite zu wissen, die unsere Vision sowie unser Geschäftsmodell unterstützen und die uns aktiv beim Markteintritt begleiten werden", sagt Ungan.

Energieautark

Mit ihrer Entwicklung steigen die beiden Firmengründer in den Sensorik-Markt ein. "Unsere Lösung ist überall dort einsetzbar, wo Dinge miteinander verbunden werden", erklärt Steindl. Im sogenannten Internet der Dinge – dem Internet of Things (IoT) – entfaltet ihre Erfindung ihre Stärken. Das IoT beschreibt eine neue Art der Computernutzung. Die Technologie soll nicht mehr selbst im Mittelpunkt stehen, sondern zum intelligenten Unterstützer im Hintergrund werden. Im konkreten Fall bietet endiio eine physikalische Schnittstelle zur Aufrüstung bestehender Sensorennetzwerke an. Bislang war die Crux in Sachen Sensoren, dass sie entweder nicht immer erreichbar sind oder ein hoher Energieaufwand für die permanente Verfügbarkeit nötig ist. Mit ihrer Sensorplattform bieten Ungan und Steindl nun Sensorenherstellern die Möglichkeit, ihre Produkte zu allzeit bereiten und trotzdem energieautarken Messanlagen aufzurüsten.

Die Software von endiio bewerkstelligt, dass Sensoren im Echtzeit-Modus bis zu 10.000-mal weniger Energie verbrauchen als konventionelle Funksysteme. Dazu wurde eine Methode entwickelt, mittels deren die Sensoren in einer Art Schlafmodus zwar immer einsatzbereit und erreichbar sind, aber nur einen Bruchteil der Energie verbrauchen. Sie arbeiten dazu mit einem Akku, der durch Solarenergie gespeist wird, aber nur 50 Lux benötigt. Auch der Einsatz herkömmlicher Batterien ist möglich, erklärt Ungan: "Diese würden in unserem System genug Energie für mehrere Jahrzehnte Betrieb liefern." Zusätzlicher Vorteil der Technologie, so Steindl: "Unser System ist extrem wartungsarm."

Markteintritt im Oktober

Zielgruppe des jungen Unternehmens sind etablierte Sensorenhersteller. Diese können ihre Produkte mit der Technologie von endiio upgraden. "Wir sind für den Endkunden nicht sichtbar", definiert Ungan die Rolle seines Unternehmens. Die Anwendungsbereiche ihrer Innovation sind vielfältig. So setzen Museen bei der Überwachung des Raumklimas auf die Technologie von endiio, auch in öffentlichen Gebäuden kommt sie bereits zum Einsatz. Selbst Apotheken, die permanent die Temperatur in einem Kühlschrank überwachen müssen, nutzen das Know-how von endiio. Im Oktober wird das Start-up zusammen mit einem etablierten Sensorenhersteller, dessen Name noch nicht verraten wird, den Markteintritt vollziehen. (ars, 14.9.2016)