Lokalaugenschein im Inneren des Mönchsbergs: Der Almkanal leitet Wasser vom Königssee in die Salzburger Altstadt. Der Stollen könnte durch die Erweiterung der Mönchsberggarage gefährdet sein.

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Salzburg – Am 4. Oktober könnte eine wichtige Vorentscheidung zur Erweiterung der Salzburger Mönchsberggarage fallen. Für diesen Dienstag ist eine erste Bauverhandlung angesetzt. Dabei geht es allerdings nicht um die Kaverne selbst, sondern um den für den Bau notwendigen Stollen.

Dieser soll aus dem Inneren des Berges nach Süden führen. Der Aushub würde dann in einem Naturschutzgebiet beim sogenannten Krauthügel zwischengelagert werden. Entscheidend bei der Bauverhandlung selbst dürfte die Frage sein, ob es sich bei dem Stollen tatsächlich um einen reinen Baustollen oder doch um einen fixen Tunnel handeln wird.

Adäquate Reduktion

Kritiker der Garagenerweiterung von 1.300 auf geplante 2.000 Stellplätze befürchten ja, dass der Stollen beziehungsweise der Tunnel nur die Vorleistung auf eine eigene Südausfahrt werde. Derzeit kann man in die Garage nur im Bereich der Altstadt beim Neutor einfahren und muss diese dort auch wieder verlassen.

Der Termin der Bauverhandlung ist bemerkenswert: Bis dato hat das Land als Aufsichtsbehörde der Garagenerweiterung die Zustimmung versagt. Dabei geht es um die Frage, ob die von der Stadt angebotene Reduktion oberirdischer Stellplätze ausreichend ist. Im räumlichen Entwicklungskonzept ist von einer "adäquaten" Reduktion die Rede.

Die Stadt will aber im Abtausch zu etwa 650 neuen Stellplätzen unter Tag nur rund 50 Parkplätze in der Altstadt auflassen. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) hat rechtliche Schritte gegen das Land ergriffen und eine Säumnisbeschwerde eingebracht. Kein alltäglicher Vorgang: Immerhin sind ja Land und Stadt gemeinsam Eigentümer der Parkgaragengesellschaft.

Während die Parkplatzfrage auch auf eine langjährige politische Fehde zwischen Schaden und der im Land ressortzuständigen Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Rössler (Grüne) zurückgeht, beschäftigt die Garagenbetreiber ein anderes Problem weit mehr: Ein baugeologisches Gutachten warnt davor, dass der Garagenausbau den mittelalterlichen Almkanal zerstören könnte.

Wirtschaftliche Bedeutung

Das historisch wertvolle Wassernetz im Mönchsberg leitet Wasser von der Königsseeache direkt in die Altstadt. Dabei ist der Kanal bis heute von enormer wirtschaftlicher Bedeutung: "Das Wasser treibt mehrere Kleinkraftwerke an, die in Summe Strom für mehr als 2000 Haushalte produzieren", erklärt der Historiker Roland Streubel bei einem STANDARD-Lokalaugenschein. Streubel führt während der alljährlichen Sanierung Touristen und Einheimische durch den trockengelegten Wasserkanal.

Zudem sei der Almkanal auch für die Notkühlung des Heizkraftwerks Mitte oder diverse Notstromversorgungen wichtig, sagt Streubel. Das Wasser werde auch zur Kühlung zahlreicher Gebäude in der Altstadt benötigt.

"Totenbeine im Hofe"

Wie instabil das Konglomeratgestein ist, zeigt ein Einsturz im Jahr 1790. Wie aus einem Bericht des damaligen Abtes von St. Peter, Dominikus Hagenauer, hervorgeht, ist der Stollen am damaligen 10. Juli eingebrochen. Das Unglück habe in der Stadt zu Überschwemmungen geführt. Die Verwüstung war groß: Einige Gräber auf dem St.-Peter-Friedhof seien "12 bis 15 Schuch tief ausgeschweibt" worden, berichtet der Abt. Das Wasser habe "die Totenbeine hinweggetragen und im Hofe liegen gelassen". Und weiter: "Die Gefahr eines neuen Einsturzes machte, dass niemand unter dem Berge arbeiten wollte." (Thomas Neuhold, 14.9.2016)