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Die Spanische Treppe wurde restauriert. Jetzt gibt es Streit um eine mögliche nächtliche Sperre.

Foto: Reuters/Max Rossi

So schön wie gerade jetzt hat sich die Spanische Treppe lange nicht mehr präsentiert: Die 137 Stufen von der Piazza di Spagna hinauf zur Kirche Trinità dei Monti sind in den letzten Monaten restauriert und gereinigt worden. Vor allem aber ist die Treppe endlich wieder einmal ganz zu sehen: Weil sie oben und unten noch durch einen Plexiglaszaun abgesperrt ist, verdecken nicht Heerscharen von Touristen den Blick auf das Bauwerk. Am 21. September soll es wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die Restaurierung hat 1,5 Millionen Euro gekostet, die der Juwelier Paolo Bulgari übernommen hat. Der möchte nun, dass die Treppe ihre momentane Schönheit möglichst lange erhalten soll. "Die Spanische Treppe ist ein wertvolles, aber fragiles Monument, man darf sie nicht den Barbaren überlassen, die dort essen, sich betrinken und Zigarettenstummel wegwerfen", sagte Bulgari der Zeitung "La Repubblica". Er schlug deshalb vor, dass das Bauwerk tagsüber besser überwacht und nachts abgesperrt werde.

Kaugummis und Mozzarella

Die Liste der Schweinereien, die die Restauratoren entfernen mussten, ist in der Tat lang: Tausende ausgespuckte Kaugummis, Tomatensauce und Mozzarella von Imbisspizzas sowie Bier- und Weinflecken haben das Kunstwerk des italienischen Architekten Francesco De Sanctis verunstaltet. "Wir haben Geld ausgegeben, und wir haben das gerne gemacht", sagte Bulgari. "Aber wenn man nicht die notwendigen Vorkehrungen trifft, dann wird sich die Treppe bald wieder wie vor der Restaurierung präsentieren."

Die Forderung des Juweliers hat die Ewige Stadt in zwei Lager gestaltet. Viele Inhaber von Nobelboutiquen zu Füßen der Spanischen Treppe unterstützen Bulgari, aber auch etliche Intellektuelle. "Unsere alten Steine haben den barbarischen Horden, dem Durchziehen fremder Heere, Plünderungen, Bombardierungen, Stadtbränden und Erdbeben standgehalten. Doch die Auswirkungen des Massentourismus, gepaart mit der bekannten Unordentlichkeit der Einheimischen, sind verheerender als alles, was wir bisher erlebt haben", schrieb Publizist Michele Serra in "La Repubblica".

Mehrheit gegen Sperre

Strikt gegen eine Sperrung ist dagegen der Chef der Kulturgüterverwaltung in Rom, Claudio Parisi Presicce. Denkmäler könne man nicht mit Gittern schützen – vielmehr müssten Einheimische und Touristen zu einem respektvolleren Umgang mit Kulturgütern erzogen werden. Auch der für die Kultur zuständige Stadtrat Luca Bergamo will von einer Absperrung nichts wissen. Und laut einer von "La Repubblica" durchgeführten Umfrage sind 56 Prozent der Römer gegen eine Sperre.

Die Frage ist freilich, wie die Erziehung der Touristen und die Kontrollen konkret vonstattengehen sollen. Angesichts des allgegenwärtigen Vandalismus wird in Rom schon seit Jahren der Einsatz speziell ausgebildeter Kulturgutschützer diskutiert, ohne dass jemals etwas in diese Richtung passiert wäre. Geld wäre dafür ohnehin keines vorhanden: Die Ewige Stadt ist dermaßen pleite, dass sie nicht einmal ihre größten Kunstwerke instand halten kann. Nicht nur bei der Spanischen Treppe, sondern auch bei den Restaurierungen des Kolosseums und des Trevi-Brunnens mussten private Gönner einspringen. (Dominik Straub aus Rom, 14.9.2016)