Soll sehr engagiert sein: OMV-Präsident Peter Löscher.

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Wien – Im teilstaatlichen österreichischen Energiekonzern OMV soll die Stimmung etwas angespannt sein. Zwischen Vorstand des Unternehmens, das zu 31,5 Prozent der staatlichen Beteiligungsgesellschaft Öbib gehört, und Aufsichtsrat gebe es Spannungen, wird kolportiert. Konkret geht es um die Rollenverteilung zwischen Vorstandschef Rainer Seele und dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Peter Löscher.

Der 58-jährige gebürtige Kärntner Löscher (2007 bis 2013 Chef der deutschen Siemens AG) soll seine Funktion als OMV-Aufsichtsratschef seit Juni sehr engagiert ausfüllen. So engagiert, dass es immer wieder zu Unstimmigkeiten über die Abgrenzung zwischen den Aufgaben des Vorstands und denen des Kontrollgremiums kommen soll. So habe Löscher Manager der zweiten Ebene und andere Mitarbeiter befragt, was sie denn von der neuen Strategie des Vorstands (darunter Asset-Tausch mit der russischen Gazprom) hielten – was weder Vorstand, noch Befragte rasend goutieren sollen.

"Aktiver Präsident"

Mitarbeiter erzählen, Löscher reklamiere sich oft in Angelegenheiten, die für Aufsichtsratsmitglieder eigentlich uninteressant sein sollten. Andere, darunter Aufsichtsratsmitglieder, loben genau das: Ein "aktiver Präsident" schade nicht, sagt ein Kontrollor dem STANDARD.

Allerdings soll es jüngsten Gerüchten zufolge zuletzt auch zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sein, was die Vertretung der börsenotierten OMV (43,6 Prozent sind in Streubesitz, 24,9 Prozent hält die arabische Ipic) nach außen betrifft. Löscher, so wird kolportiert, soll den Wunsch verspüren, auf Road Show für den Konzern zu gehen – oder jedenfalls dabei zu sein. Den Job, Unternehmen Investoren zu präsentieren und ihnen dabei Rede und Antwort zu stehen, übernimmt üblicherweise der Vorstand.

Juristen sollen klären

Die Kunde von Abgrenzungsproblemen hat auch schon den Weg ins Finanzministerium gefunden. Minister Hans Jörg Schelling hat dem Vernehmen nach bereits ein Gespräch mit Vertretern von OMV-Vorstand und Aufsichtsrat geführt, ein weiteres soll folgen. Aus dem Ministerium und von der OMV war zu diesen Themen kein Kommentar zu erhalten.

Dasselbe gilt für die Frage, ob es stimmt, dass österreichische Eigentümervertreter Juristen eingeschaltet haben. Sie sollen, flapsig ausgedrückt, genau erklären, was der Vorstand und was der Aufsichtsrat(schef) darf. Dinge, die das Aktiengesetz regelt. OMV-Insider führen das Rollenverständnis Löschers u. a. auf dessen Job als Verwaltungsratschef des Schweizer Industriekonzerns Sulzer zurück. Denn: Verwaltungsräte arbeiten auch operativ.

Seele und Löscher dementieren

Seele und Löscher selbst dementieren jedwede Abgrenzungsprobleme und die "immer wiederkehrenden Gerüchte um die Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand der OMV". Ihre gemeinsame Erklärung: "Unser gemeinsames Interesse und die Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsrat und Vorstand widmen sich ausschließlich dem Wohle des Unternehmens. Und das in enger und konstruktiver Abstimmung." (Renate Graber, 14.9.2016)