Aleksander Čeferin ist neuer Chef der Uefa.

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Athen – Der Slowene Aleksander Čeferin ist neuer Präsident der Europäischen Fußballunion. Der 48-Jährige setzte sich bei der Wahl am Mittwoch auf dem außerordentlichen Uefa-Kongress in Athen gegen den 68-jährigen Niederländer Michael van Praag durch und wird damit Nachfolger des Franzosen Michel Platini, der wegen seiner Sperre durch die Fifa-Ethikkommission seinen Posten räumen musste.

Čeferin genoss kurz den lauten Applaus im Saal, stand auf und schüttelte ein paar Hände. Dann schritt der neue Uefa-Präsident, der nach fast einem Jahr im quälendem Machtvakuum die Nachfolge Platinis antritt, zum Podium, bedankte sich – und machte sofort klar, dass in der Uefa nun ein anderer Wind wehen werde.

"Der Fußball kommt an erster Stelle"

"Es ist das Ende des Zeitalters der Privilegien", sagte Čeferin, der sich deutlich mit 42:13 Stimmen durchgesetzt hatte. "Es ist der Anfang einer neuen Epoche. Wir sollten mit der Politik, mit den Intrigen aufhören. Der Fußball kommt an erster Stelle."

"Ich bin kein Träumer, ich bin Pragmatiker", sagte Čeferin. "Wir sind die Wächter eines wunderschönen Spiels. Ich bin dankbar, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf. Das ist eine große Verantwortung. Ich bin kein Showman, kein Egomane und kein Mann unhaltbarer Versprechen." Er deutete einen Vierpunkteplan an, der unter anderem die Diskussion über Mandatsbeschränkungen und die Einführung einer Compliance-Abteilung vorsieht. Kritik an fehlender Erfahrung im Funktionärsbusiness wies er zurück: "Wenn man immer laut sagt, ein Anführer zu sein, ist man es wahrscheinlich nicht."

Windtner: "Wir haben auch für ihn votiert"

ÖFB-Präsident Leo Windtner, der mit Generalsekretär Thomas Hollerer und Bundesliga-Präsident Hans Rinner in Athen ist, erklärte: "Ich gratuliere Aleksander Čeferin sehr herzlich. Wir haben auch für ihn votiert, weil er unserer Meinung nach die Anliegen der kleineren und mittleren Verbände am besten vertreten wird. Mit Čeferin ist nun ein echter Neustart in der Uefa möglich, und wir werden ihn auf seinem Weg bestmöglich unterstützen".

Abschiedsrede von Platini

Der für vier Jahre gesperrte Platini, der nur dank einer Ausnahmegenehmigung durch die Ethikkommission der Fifa eine Abschiedsrede halten durfte, sagte zu Beginn des Kongresses mit viel Pathos "Danke" und kündigte weitere Prozesse an: "Ich habe ein ruhiges Gewissen und bin überzeugt, keinen einzigen Fehler gemacht zu haben. Ich werde meinen Kampf vor den Gerichten fortsetzen."

Platini betrat die Bühne mit einem Grinsen im Gesicht. "Sie werden diese wunderbare Mission ohne mich fortsetzen", sagte er. "Ich bin stolz. Mein Mandat läuft heute ab. Ich wünsche dem neuen Präsidenten viel Erfolg auf dem Weg."

Gute Beziehungen

Čeferin darf dabei auf einflussreiche Freunde bauen. Begleitet wurde der Wahlkampf des Aufsteigers nämlich von Gerüchten und Spekulationen. Die Indizien sprechen für sehr starke Čeferin-Befürworter in Russland und damit im "Ostblock" der Uefa. Auch Fifa-Präsident Gianni Infantino (Schweiz) unterstützte den Slowenen. Der neue Fifa-"Chefaufseher" Tomaž Vesel, der der Audit- und Compliance-Kommission vorsitzt, war ein Studienkollege Čeferins. "Heute ist ein besonderer Tag", sagte Infantino, einst Uefa-Generalsekretär. "Es ist der Beginn eines neuen Kapitels. Ich wünsche dem neuen Präsidenten Stärke und Energie. Natürlich sage ich volle Kooperation von meiner Seite und der Fifa zu."

Auf den neuen Präsidenten kommt viel Arbeit zu: Mitten im Machtvakuum hatten die Uefa-Macher zuletzt die Reform der Europacup-Wettbewerbe durchgedrückt. Dass die Milliarden künftig noch einfacher in die Kassen der Großklubs fließen, hatte zu heftiger Kritik geführt. Čeferin allerdings bekräftigte, "nicht beteiligt" gewesen zu sein. (APA, dpa, sid, 14.9.2016)